ASCO 2014 – Wichtig zu wissen
Die American Society for Clinical Oncology (ASCO) feiert 2014 ihren 50. Geburtstag. Der jährliche ASCO Kongress gibt einen guten Überblick über Status und Trends der klinischen Onkologie.
Der erste Eindruck 2014 war, dass erneut viele Phase-III-Studien mit neuen und gezielten Substanzen ihre Endpunkte nicht erreicht haben. Viele werden aus der Liste der Hoffnungsträger verschwinden. Steckt in der personalisierten / individualisierten Onkologie mehr „Hype“ als „Hope“? Nein, aber es gibt nur selten einfache Lösungen – und optimierte Chemo-, Strahlen- und Supportivtherapie behalten einen hohen Stellenwert.
Something old
Die beiden vielleicht wichtigsten, Standard-verändernden Ergebnisse stammen aus Studien mit „alten“ Medikamenten:
- Der Aromatase-Inhibitor Exemestan ist in der adjuvanten Therapie prämenopausaler Patienten mit frühem Mammakarzinom wirksamer als Tamoxifen.
- Die Kombination von Docetaxel mit antihormoneller Therapie beim metastasierten, Hormon-sensitiven Prostatakarzinom ist wirksamer als die antihormonelle Therapie allein.
Beide Studien brauchten viel Zeit, mehr Zeit als die meisten pharmazeutischen Unternehmen haben. Sowohl Exemestan als auch Docetaxel sind nicht mehr patentgeschützt. Beide Studien waren nur mit öffentlicher Förderung möglich.
Something new
Neue Substanzen verändern die bisherigen Therapiestandards in kleinen Schritten:
- Ibrutinib ist wirksamer als Ofatumumab bei der Chronischen Lymphatischen Leukämie (CLL).
- Crizotinib ist wirksamer als Chemotherapie in der Erstlinientherapie des ALK positiven, nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC).
- Lenvatinib, ein Multikinase-Inhibitor, ist wirksam beim 131I refraktären, differenzierten Schilddrüsenkarzinom.
Trotz Enttäuschungen über nicht erfolgreiche Phase-III-Studien wird die Liste neuer, interessanter und in Phase-I/II- Studien vielversprechender Substanzen immer länger.
Keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme
Die Komplexität maligner Tumore ist überdeutlich. Einfache Klassifikationen, auch singuläre Biomarker oder simplifizierende Marker-Kits, werden dieser Komplexität nicht gerecht. Zu der statischen Heterogenität bei Erstdiagnose kommt die dynamische Heterogenität im Krankheitsverlauf, auch in Reaktion auf gezielte Therapie. Ein Problem ist die schnelle Resistenzentwicklung unter Tyrosinkinase-Inhibitoren, jetzt auch bei BRAF-, BTK-, ALK- und anderen Inhibitoren beobachtet und molekular charakterisiert.
Aufgrund des rasch zunehmenden Verständnisses von Heterogenität und Komplexität sind viele der in retrospektiven Studien identifizierten „Biomarker“ in Phase-III-Studien zum Zeitpunkt der Studienauswertung nicht mehr vollständig. Prominentes Beispiel von ASCO 2014 ist die CALGB/SWOG 80405 Studie zum Vergleich von Bevacizumab vs Cetuximab in der Erstlinientherapie des metastasierten kolorektalen Karzinoms mit KRAS-Wildtyp. Die Studie ist qualitativ hochwertig, die molekularbiologische Einschlussdiagnostik heute nicht mehr ausreichend.
Zum Thema ‚Komplexität‘ passen auch die aktuellen Daten zur Immuntherapie. Der Fortschritt ist deutlich, in der klinischen Umsetzung aber langsam. Nebenwirkungen können erheblich sein. Neuere Konzepte wie PD-1-Antikörper oder CART sind noch im Stadium der klinischen Testung, auch und zunehmend im Rahmen von Kombinationstherapien.
Ein Kongress mit 33.000 Teilnehmern und mehr als 5.000 Beiträgen ist ein Markt. Hier ist eine Zusammenstellung von Highlights, die die bisherigen Therapiestandards verändern können.
Bernhard Wörmann