Frühe Nutzenbewertung von Enzalutamid beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom – Stellungnahme der DGHO

30.12.2013

Die Frühe Nutzenbewertung von Enzalutamid (Xtandi®) wird durchgeführt für Patienten mit kastrationsresistentem, metastasiertem Prostatakarzinom mit Krankheitsprogress nach oder unter Therapie mit Docetaxel.  Der pharmazeutische Unternehmer sieht für Enzalutamid den Beleg für einen erheblichen Zusatznutzen. Der ausführliche IQWiG-Bericht berechnet für Patienten ohne viszerale Metastasierung Anhaltspunkte für einen erheblichen und für Patienten mit viszeraler Metastasierung Anhaltspunkte für einen beträchtlichen Zusatznutzen. Unsere Anmerkungen sind: 

  • Enzalutamid ist ein weiteres, hoch wirksames Arzneimittel für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom nach Therapie mit Docetaxel.
  • Die vom G-BA festgelegte, zweckmäßige Vergleichstherapie „Best Supportive Care“ entspricht dem Kontrollarm der Zulassungsstudie. Sie reflektiert allerdings nicht mehr die heute vielfältigen, differenzialtherapeutischen Optionen bei diesen Patienten.
  • In den relevanten Endpunkten zur Mortalität und zur Morbidität einschl. der von Patienten berichteten Ergebnisse ist Enzalutamid der Vergleichsgruppe statistisch signifikant und klinisch relevant überlegen. Bedauerlich im IQWiG Bericht ist die Nichtberücksichtigung der Daten zum Patient-related Outcome aus methodischen Gründen, weil die Qualitätsgrenze von 80% ausgefüllter Fragebögen verfehlt wurde.
  • Subgruppenanalysen (viszerale vs nonviszerale Metastasen, jüngere vs ältere Patienten) sind für den klinischen Einsatz von Enzalutamid nicht relevant. Auch aufgrund der 2:1 Randomisierung wird die Zahl der Patienten im Kontrollarm bei den Subgruppenanalysen klein. Eine wissenschaftlich belastbare Begründung für eine Altersgrenze von 65 Jahren fehlt.
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen ist unter Enzalutamid niedrig. Die Nebenwirkungen sind reversibel. 


Im indirekten Vergleich wirksamer Substanzen in dieser Krankheitssituation sind die Ergebnisse zur  Wirksamkeit von Enzalutamid mit denen von Abirateron oder Cabazitaxel vergleichbar. Die Verträglichkeit ist deutlich besser als die von Cabazitaxel. Sie ist ähnlich oder besser als die Verträglichkeit von Abirateron, auch wegen der fehlenden Notwendigkeit einer Komedikation mit Prednison oder Prednisolon.

Enzalutamid DGHO Stellungnahme 20131223.pdf