Euphorie und Nachdenklichkeit – Experten diskutieren breites Spektrum der Krebstherapie von morgen
Bei der diesjährigen gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie diskutierten vom 9. bis 13. Oktober rund 5.500 Experten intensiv über die Chancen der vielen neuen Arzneimittel, aber auch über gesellschaftliche Verantwortung und individuell-ethische Fragen.
„Wir sind stolz, gemeinsam mit den Fachgesellschaften aus Deutschland und Österreich einen so erfolgreichen Kongress auf die Beine gestellt zu haben“, resümierte Dr. Martin Wernli, diesjähriger Kongresspräsident, die fünf äußerst erfolgreichen Kongresstage in Basel. „Neben den hohen Teilnehmerzahlen haben wir uns besonders über den intensiven interdisziplinären Austausch gefreut“, ergänzte Prof. Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V.. In insgesamt über 1.100 Beiträgen diskutierten Hämatologen und Medizinische Onkologen, sehr viele Ärztinnen und Ärzte aus benachbarten medizinischen Fachbereichen, Spezialisten aus der Pflege und dem psychosozialen Bereich über die neuesten Ergebnisse aus der Grundlagen- und der klinischen Forschung. Dabei waren zwei relativ neue, übergeordnete Forschungsgebiete die Schwerpunkte der Jahrestagung: Wissenstransfer und Patientensicherheit. „Eine der zentralen Herausforderungen der Krebstherapie der Zukunft wird es sein, die Vielzahl der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse schnell in sichere Therapieschemata umzusetzen und sie zu unseren Patientinnen und Patienten zu bringen“, so Wernli.
Neben diesen Schwerpunkten war das Themenspektrum des Kongresses extrem breit. „Wir haben mit unseren Kollegen aus Österreich und der Schweiz Frage-stellungen und Herausforderungen aus ganz verschiedenen Bereichen diskutiert: Grundlagenforschung im Bereich der Entstehungsbedingungen von Blutkrebs-erkrankungen und solider Tumore, Diagnostik und Therapie auf molekularer und zellulärer Ebene oder die optimale Integration palliativmedizinischer Angebote in der Onkologie. Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Herausforderungen als Chancen begreifen sollten. Dann können wir in den nächsten Jahren gemeinsam eine ‚Erfolgsgeschichte‘ schreiben“, so Freund.
Krebstherapie in den nächsten Dekaden: Auf den Nachwuchs kommt es an
Eines der zentralen Anliegen der Fachgesellschaften ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels werden wir eine Zunahme von Patientinnen und Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen erleben. Wir müssen also dafür Sorge tragen, dass sich mehr Studierende für unser Fachgebiet begeistern“, so Wernli. Dass die Fachgesell-schaften hier auf einem guten Weg sind, machte Freund deutlich: „Die große Resonanz beim Studententag hat uns gezeigt, dass unsere angehenden Kolleginnen und Kollegen von dem äußerst spannenden Themenfeld der Erforschung und der Behandlung von Blut- und Krebserkrankungen fasziniert sind.“
Ein Instrument der Nachwuchsförderung sowohl der DGHO als auch der OeGHO ist die Vergabe von Preisen für exzellente wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie. Folgende Preise wurden im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am Freitag, den 9. Oktober verliehen:
Artur-Pappenheim-Preis: Der von der DGHO ausgeschriebene und mit 7.500 Euro dotierte Preis ist für eine wissenschaftliche Arbeit bestimmt, die sich mit klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der Hämatologie befasst. In diesem Jahr wurde der Artur-Pappenheim-Preis an Dr. Jan Krönke vom Universitätsklinikum Ulm für seine Arbeit „Lenalidomide induces ubiquitination and degradation of CK1α in del(5q) MDS“ vergeben.
Doktoranden-Förderpreis: Der ebenfalls von der DGHO ausgeschriebene und mit 2.500 Euro dotierte Doktoranden-Förderpreis wird für Arbeiten auf dem Gebiet der Hämatologie und Internistischen Onkologie verliehen, die während des Studiums der Medizin, der Pharmazie oder der Biologie oder im Rahmen einer Dissertation im Bereich der genannten Disziplinen entstanden sind. Der Doktoranden-Förderpreis wurde in diesem Jahr an Kevin Christian Czarnecki von der Medizinischen Hochschule Hannover für seine Arbeit „Deoxycytidine-kinase knockdown as a novel myeloprotective strategy in the context of fludarabine, cytarabine or cladribine therapy“ verliehen.
Wilhelm Türk-Preis: Der mit 5.000 Euro dotierte Preis der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) für wissen-schaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen Hämatologie wurde an Dr. Harald Herrmann und Irina Sadovnik von der Medizinischen Universität Wien für die Arbeit „Dipeptidylpeptidase IV (CD26) defines leukemic stem cells (LSC) in chronic myeloid leukemia“ verliehen.
Wolfgang Denk-Preis: Der mit 5.000 Euro dotierte OeGHO-Preis für wissenschaft-liche Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen Onkologie ging an Eduard Schulz M.D. von der Medizinischen Universität Graz für die Arbeit „Germline variants in the SEMA4A gene predispose to familial colorectal cancer type X“.
Young Investigators’ Award und Promotionsstipendien
Im Rahmen der Nachwuchsförderung wurden auch in diesem Jahr sechs junge Ärztinnen und Ärzte mit dem mit 1.000 Euro dotierten Young Investigators’ Award für ihre Forschungsarbeiten im Bereich der Hämatologie und Onkologie ausgezeichnet. Darüber hinaus unterstützt die DGHO mit der Vergabe von Promotionsstipendien den wissenschaftlichen Nachwuchs. Für Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Leukämie und verwandter Blutkrankheiten wurde das José Carreras-DGHO-Promotionsstipendium, für Arbeiten aus dem Bereich der Geriatrischen Onkologie das Dr. Werner Jackstädt-DGHO-Promotionsstipendium, für Arbeiten auf dem Gebiet der Klinischen Studien das GMIHO-DGHO-Promotionsstipendium und für Arbeiten aus dem Bereich der seltenen Blutkrankheiten das Sieglinde Welker-DGHO-Promotionsstipendium vergeben.
Ehrenpreis Geriatrische Onkologie der DGG/DGHO
Die Arbeitsgruppe Geriatrische Onkologie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die DGHO haben für das Jahr 2015 den Preis „Geriatrische Onkologie“ als Ehrenpreis für das Lebenswerk ausgeschrieben. Der Preis „Geriatrische Onkologie“ wird seit 2007 jährlich als Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler
und jährlich alternierend als Förderpreis und als Ehrenpreis für das Lebenswerk für besondere Verdienste zur Förderung der geriatrischen Onkologie ausgelobt.
Der mit 10.000 Euro dotierte - und von der Firma medac gestiftete - Preis wurde in diesem Jahr an Martine Extermann, M.D., Ph.D. verliehen.
Wissenschaftlicher Nachwuchs braucht Mentoren – Ehrenmitglieder 2015
Um den wissenschaftlichen und ärztlichen Nachwuchs für die Hämatologie und Medizinische Onkologie zu begeistern, braucht es jemanden, der „die Flamme für das Fachgebiet weckt“. Für diese Fähigkeit sowie für das wissenschaftliche und ärztliche Lebenswerk hat die DGHO Ehrenmitgliedschaften verliehen. Die DGHO-Ehrenmitglieder 2015 sind:
Prof. Dr. med. Klaus Wilms, Würzburg
Prof. Bart Barlogie, M.D., Ph.D., New York
Im September hatte Herr Prof. Günther Schellong, Münster, die Ehrenmitgliedschaft der DGHO erhalten. Wie wir heute erfahren haben, ist Herr Prof. Günther Schellong am Samstag, 10. Oktober 2015 verstorben. Der Vorstand der DGHO und die gesamte Fachgesellschaft trauern um Herrn Prof. Günther Schellong, verneigen sich vor seinem ärztlichen und wissenschaftlichen Lebenswerk und sind in ihren Gedanken bei seiner Familie.