Carfilzomib beim refraktären/rezidivierten Multiplen Myelom
Carfilzomib (Kyprolis®) hat den Status eines Medikamentes zur Behandlung einer seltenen Erkrankung (Orphan Drug). Der pharmazeutische Unternehmer beantragt die Feststellung eines beträchtlichen Zusatznutzens. Der Bericht des G-BA enthält keinen Vorschlag zur Kategorisierung des Zusatznutzens. In der Zusammenfassung wird kein Unterschied bei den ausgewerteten Parameter der Wirksamkeit gesehen. Ein Vorteil für Carfilzomib zeigt sich bei der Rate unerwünschter, zum Therapieabbruch führender Nebenwirkungen und bei der Rate schwerer peripherer Neuropathien. Unsere Anmerkungen sind:
- Für die Beurteilung des Zusatznutzens liegen Daten einer multizentrischen, randomisierten Studie zum Vergleich der Kombination Carfilzomib/Dexamethason versus Bortezomib/Dexamethason nach Vortherapie mit mindestens mit einem der wirksamen Arzneimittel Bortezomib, Lenalidomid oder Thalidomid vor. Diese Studie erfüllt die Forderung nach direkten Vergleichen (Kopf an Kopf, Head to Head) zwischen neuem Arzneimittel und bisherigem Standard.
- Carfilzomib führt gegenüber Bortezomib zu einer Erhöhung der Remissionsrate, der Rate tiefer Remissionen, zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (Hazard Ratio 0,53; Median 9,3 Monate), der Zeit bis zur Einleitung der nächsten Therapie (Hazard Ratio 0,43) und zu einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit (Hazard Ratio 0,81; p=0,053).
- Die Rate peripherer Neuropathien im CTCAE Grad >2 lag im Carfilzomib- gegenüber dem Bortezomib-Arm mit 6 vs 32% deutlich niedriger.
Bei Patienten mit Indikation zu einer Proteasom-Inhibitor-Therapie nach Vortherapie mit Bortezomib, Lenalidomid und/oder Thalidomid ist Carfilzomib wirksamer und besser verträglich als Bortezomib. Der langfristige Stellenwert von Carfilzomib und die optimale Sequenz der verschiedenen neuen Arzneimittel im Rezidiv sind noch nicht etabliert.
Carfilzomib (neues Anwendungsgebiet) DGHO Stellungnahme 20161122.pdf