Daratumumab und Elotuzumab beim Multiplen Myelom

26.09.2016

Daratumumab beim Multiplen Myelom
Die frühe Nutzenbewertung des Anti-CD38-Antikörpers Daratumumab (Darzalex®) bei Patienten mit rezidiviertem Multiplen Myelom ist ein weiteres Verfahren bei dieser morbiditätsträchtigen, bei den meisten Patienten nicht heilbaren hämatologischen Neoplasie. Daratumumab ist zugelassen für Patienten im Rezidiv oder bei Refraktarität gegenüber Proteasom-Inhibitoren und gegenüber immunmodulatorischen Substanzen. Daratumumab hat einen Orphan-Drug-Status. Der pharmazeutische Unternehmer sieht einen erheblichen Zusatznutzen. Der Bericht des G-BA schlussfolgert, dass Wirksamkeit und Sicherheit von Daratumumab nicht abschließend bewertet werden können. Unsere Anmerkungen sind:   

  • Die Daratumumab-Monotherapie bei intensiv vorbehandelten Patienten mit Multiplem Myelom führt bei 30% der Patienten zu einer mindestens partiellen Remission.
  • Das mittlere progressionsfreie Überleben liegt bei 4 Monaten.
  • Die Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 betreffen vor allem das Blutbild. Die Interferenz von CD38 mit der Blutgruppenbestimmung kann zur Verzögerung von Erythrozytentransfusionen führen.

Die Anti-CD38-Therapie mit Daratumumab ist ein vielversprechendes neues Konzept. Mangels direkt vergleichender Studiendaten ist der Zusatznutzen der Monotherapie nicht zuverlässig beurteilbar. Langfristig wird Daratumumab voraussichtlich in Kombinationstherapien mit Dexamethason plus Proteasom-Inhibitoren und/oder Immunmodulatoren eingesetzt. Die Ergebnisse von CASTOR, der ersten großen Phase-III-Studie zum Vergleich von Bortezomib/Dexamethason/Daratumumab vs Bortezomib/Dexamethason, wurden bereits in einem Peer-Review-Journal publiziert. Die ersten Daten von POLLUX zum Vergleich von Lenalidomid/Dexamethason/Daratumumab vs Lenalidomid/Dexamethason liegen in Abstract-Form vor.


Elotuzumab beim Multiplen Myelom
Die frühe Nutzenbewertung des Anti-SLAMF7-Antikörpers Elotuzumab (Empliciti®) beim rezidivierten/refraktären Multiplen Myelom ist ein weiteres Verfahren bei dieser morbiditätsträchtigen, bei den meisten Patienten nicht heilbaren hämatologischen Neoplasie. Elotuzumab hat keinen Orphan-Drug-Status. Der pharmazeutische Unternehmer sieht den Beleg für einen beträchtlichen Zusatznutzen. Der Bericht des IQWiG sieht den Zusatznutzen als nicht belegt an. Unsere Anmerkungen sind:
  

  • Für die Beurteilung des Zusatznutzens liegen Daten einer offenen, multizentrischen, randomisierten Studie zum Vergleich der Dreifachkombination Elotuzumab/Lenalidomid/hochdosiertes Dexamethason versus der Zweifachkombination Lenalidomid/niedrigdosiertes Dexamethason vor.
  • Die Hinzunahme von Elotuzumab führt bei Patienten mit rezidiviertem/refraktärem Multiplem Myelom zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit. Der positive Effekt von Elotuzumab auf die Überlebenszeit wird durch die höhere Rate wirksamer Folgetherapien im Kontroll-Arm möglicherweise unterschätzt.
  • Die Hinzunahme von Elotuzumab führt zu einer Steigerung der Remissionsrate und des progressionsfreien Überlebens.
  • Die Nebenwirkungsrate im Elotuzumab-Arm war höher als im Kontrollarm, häufigste zusätzliche Nebenwirkungen waren Infektionen und schwere Lymphozytopenie. Die Abbruchrate aufgrund von Nebenwirkungen war in beiden Studienarmen gleich.
  • Die Daten zur Lebensqualität zeigen keine Unterschiede zwischen den beiden Studienarmen.

Die Hinzunahme von Elotuzumab zur Kombination Lenalidomid/Dexamethason ist eine neue, wirksame und gut verträgliche Therapieoption bei Patienten mit rezidiviertem/refraktärem Multiplen Myelom. Im Vordergrund für den Patienten steht die Verlängerung der Überlebenszeit. Elotuzumab ist indiziert bei Patienten, bei denen eine Lenalidomid/Dexamethason-Therapie geplant ist.

Daratumumab DGHO Stellungnahme 20160922.pdf
Elotuzumab DGHO Stellungnahme 20160922.pdf