Eribulin beim Liposarkom

26.09.2016
Die frühe Nutzenbewertung von Eribulin (Halaven®) beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Liposarkomen ist das erste Verfahren bei diesen seltenen Tumoren.

Eribulin ist zugelassen als Zweitlinientherapie nach Anthrazyklinen, oder bei Kontraindikationen gegen Anthrazykline. Eribulin hat keinen Orphan-Drug-Status. Der pharmazeutische Unternehmer sieht den Hinweis für einen erheblichen Zusatznutzen. Der Bericht des IQWiG sieht den Zusatznutzen als nicht belegt an. Unsere Anmerkungen sind:   

  • Für die Beurteilung des Zusatznutzens liegen Daten einer offenen, multizentrischen, randomisierten Studie zum Vergleich von Eribulin versus Dacarbazin vor. Die Studie umfasste Patienten mit Leiomyo- und Liposarkom, die Zulassung erfolgte nur für die Subgruppe der Patienten mit Liposarkom.
  • Der Kontrollarm mit Dacarbazin-Monotherapie entspricht den Vorgaben der zweckmäßigen Vergleichstherapie. Die im (alten) Zulassungstext noch vorgesehene Kombination von Doxorubicin/Dacarbazin spielt aufgrund des regelhaften Einsatzes von Anthrazyklinen in der Erstlinientherapie praktisch keine Rolle mehr in der Zweitlinientherapie. Die Kombination Doxorubicin/Dacarbazin ist als zweckmäßige Vergleichstherapie nicht geeignet. 
  • Eribulin führt bei Liposarkom-Patienten zu einer beeindruckenden Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit (Hazard Ratio 0,51; median 7,2 Monate). Der Effekt wird nicht durch Switching oder durch ungleichmäßige Verteilung von Folgetherapien beeinträchtigt.
  • Die Remissionsrate unter Eribulin ist niedrig. Das progressionsfreie Überleben wird signifikant verlängert, absolut im Median um 1,2 Monate.
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen ist in den Studienarmen etwa gleich. Hauptnebenwirkungen von Eribulin sind hämatologisch. Die Rate schwerer Nebenwirkungen liegt bei den Liposarkom-Patienten niedriger als in der ebenfalls zugelassenen Indikation des metastasierten Mammakarzinoms.
  • Die Daten zur Lebensqualität zeigen keine Unterschiede zwischen den beiden Studienarmen, sind aber unvollständig.

Grundsätzlich ist die Selektion einer Subgruppe für eine Zulassung problematisch. Bei Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Liposarkom füllt Eribulin allerdings eine Lücke bei einem Krankheitsbild mit hohem, ungedecktem Bedarf.


Eribulin (neues Anwendungsgebiet - Liposarkom) DGHO Stellungnahme 20160922.pdf