ASCO 2018 - Wichtig zu wissen

Die Onkologie befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Viele Änderungen der letzten Jahre, sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie, können als revolutionär bezeichnet werden. Früher als „Entität“ betrachtete Neoplasien werden heute in biologisch distinkte Krankheitsbilder mit eigenen Therapiealgorithmen unterteilt. Auf dem diesjährigen Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago wurde deutlich, wie selbstverständlich z. B. genetische Klassifikationen inzwischen geworden sind.

Die neuen, möglicherweise Standard-verändernden Daten kommen aus sehr unterschiedlichen Ecken: aus der Diagnostik, aus der Kombination von neuen mit alten Arzneimitteln, aus der langjährigen Nachbeobachtung unabhängiger Studien, aus der Integration der Immuntherapie in frühe Therapiestadien, aus der Nachsorge. Besondere Schwerpunkte bei den Highlights waren das Lungen- und das Mammakarzinom.

Im Folgenden sind Beiträge zusammengefasst und kommentiert, die den Standard von Diagnostik und Therapie in den nächsten Jahren verändern können.

Bernhard Wörmann

Akute Myeloische Leukämie

• Der IDH-1 Inhibitor Ivosidenib ist in einer Phase-I-Studie wirksam bei Patienten mit rezidivierter/refraktärer AML.

Desmoide  

• Sorafenib führt in einer Placebo-kontrollierten Studie zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens.

Follikuläres Lymphom   

• Rituximab + Lenalidomid führt in der Erstlinientherapie zu Remissions- und progressionsfreien Überlebensraten wie Rituximab + Chemotherapie.

Lungenkarzinom, NSLCL   

• Bei Patienten mit hoher PD-L1 Expression verlängert Pembrolizumab die Überlebenszeit in der Erstlinie gegenüber Chemotherapie, unabhängig von der Histologie.
• Beim Plattenepithelkarzinom verlängert Pembrolizumab + Chemotherapie die Überlebenszeit in der Erstlinientherapie gegenüber Chemotherapie.
• Beim Nicht-Plattenepithelkarzinom führt die Hinzunahme von Atezolizumab zur Kombination Carboplatin/Paclitaxel/Bevacizumab in der Erstlinie zur Verlängerung der Überlebenszeit.

Mammakarzinom   

• TAILORx: bei Patientinnen mit intermediärem Rezidivrisiko ist die endokrine der chemoendokrinen, adjuvanten Therapie nicht unterlegen.
• In der adjuvanten endokrinen Therapie bei prämenopausalen Patientinnen sind Ausschaltung der Ovarialfunktion + Tamoxifen und Ausschaltung der Ovarialfunktion + Exemestan wirksamer als Tamoxifen.
• Bei adipösen Patientinnen senken Omega-3 Fettsäuren die Intensität von Gelenkschmerzen unter Therapie mit Aromatasehemmern.

Morbus Waldenström  

• Rituximab + Ibrutinib verlängert die progressionsfreie Überlebenszeit gegenüber Rituximab.

Neuroendokrine Tumore   

• Bei fortgeschrittenen neuroendokrinen Tumoren des Pankreas verlängert Temozolomid + Capecitabin die progressionsfreie und die Gesamtüberlebenszeit gegenüber Temozolomid.

Nierenzellkarzinom 

• Bei Patienten mit primär metastasiertem Nierenzellkarzinom und Indikation zur systemischen Therapie hat die Nephrektomie keinen Einfluss auf die Prognose.

Pankreaskarzinom   

• In der adjuvanten Therapie verlängert mFOLFIRINOX das krankheitsfreie Überleben gegenüber Gemcitabin.

Prostatakarzinom   

• In der Nachsorge nach kurativer Therapie korrelieren engmaschige Kontrollen des PSA-Wertes nicht mit einer besseren Überlebensrate.