Enzalutamid beim nicht metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom

11.04.2019

Die frühe Nutzenbewertung von Enzalutamid bei Patienten mit nicht metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom ist das dritte Verfahren zu diesem Arzneimittel, aber das erste Verfahren in dieser spezifischen Indikation. Der G-BA hat keine Subpopulationen gebildet. Das IQWiG wurde mit dem Bericht beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Vorschlägen.
Unsere Anmerkungen sind:

    • Die zweckmäßige Vergleichstherapie entspricht dem bisherigen Standard und den Empfehlungen der Leitlinien.
    • Grundlage der frühen Nutzenbewertung ist PROSPER, eine internationale, multizentrische, randomisierte, Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie mit 1.401 Patienten. Die Randomisierung erfolgte 2:1 zugunsten des Verum-Arms.
    • Enzalutamid + Androgendeprivation (ADT) führt bei Patienten mit nichtmetastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom und raschem PSA Anstieg gegenüber ADT zu einer signifikanten Verlängerung der Zeit bis zum Auftreten bildgebend nachweisbarer Metastasen mit einem Hazard Ratio von 0,29. Damit wird auch die Zeit bis zur Einleitung der nächsten antineoplastischen Therapie, z. B. mit Docetaxel, verlängert.
    • Die Gesamtüberlebenszeit wird nicht verlängert. Bei den weiteren Patienten-relevanten Endpunkten wird nur die Zeit bis zum Auftreten von Miktionsbeschwerden verzögert.
    • Die Rate schwerer, Therapie-assoziierter Nebenwirkungen liegt im ADT/Enzalutamid-Arm bei 31%, im ADT/Placebo-Arm bei 23%.
    • In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Enzalutamid in Kombination mit ADT den Grad 3 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).

Das metastasenfreie Überleben ist eine Sonderform des progressionsfreien Überlebens. In der klinischen Entscheidungssituation bei Patienten mit nichtmetastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom und einer PSA-Verdopplungszeit <10 Monate muss der Wert einer Verlängerung der Zeit bis zum radiologisch nachgewiesenen Progress gegen die Belastung einer Dauertherapie mit Enzalutamid individuell abgewogen werden.

Durch sensitivere bildgebende Verfahren kann die Zahl der Patienten mit PSA-Rezidiv ohne bildgebenden Nachweis von Metastasen sinken.

Zur Stellungnahme

* Die in diesem Text verwendeten Genderbegriffe vertreten alle Geschlechtsformen.