Venetoclax als Mono- und als Kombinationstherapie bei der rezidivierten/refraktären CLL

10.04.2019

In diesem Verfahren wird die Neubewertung von Venetoclax (Venclyxto®) als Monotherapie bei Patienten mit rezidivierter/refraktärer chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) nach Aufhebung des Orphan-Drug-Status mit der Bewertung der neuen Indikation in Kombination mit Rituximab zusammengefasst. Das IQWiG wurde mit dem Bericht beauftragt.

Unsere Anmerkungen sind:

  • Bei der zweckmäßigen Vergleichstherapie von Patienten ohne 17p-Deletion und/oder TP53-Mutation fehlt die Chemoimmuntherapie. Bendamustin/Rituximab ist eine Standardtherapie in der Erstlinientherapie der CLL. Es wird auch in der Zweitlinie eingesetzt, dort aber unter anderem aufgrund der Daten der MURANO-Studien nicht mehr empfohlen.
  • In der Monotherapie beruht die erneute Nutzenbewertung von Venetoclax auf den Daten von zwei nicht-vergleichenden Studien.
    • Venetoclax führt bei Patienten mit del17p bzw. TP53-Mutation in der Erst- und in der Rezidivtherapie zu sehr hohen Remissionsraten. Die Remissionen sind tief und nachhaltig. Venetoclax führt auch bei Patienten mit rezidivierter/refraktärer CLL nach Vorbehandlung mit einem B-Zell-Signalwegs-Inhibitor (Ibrutinib, Idelalisib) zu hohen Remissionsraten mit nachhaltigen Remissionsdauern.
  • In der Kombinationstherapie beruht die frühe Nutzenbewertung auf MURANO, einer offenen, randomisierten, multizentrischen Studie zum Vergleich von Venetoclax/Rituximab über 2 Jahre vs Bendamustin/Rituximab bei Patienten nach mindestens einer Vortherapie.
    • Venetoclax/Rituximab führt gegenüber Bendamustin/Rituximab sowohl in der Gesamtpopulation als auch in der Gruppe der Hochrisiko-Patienten zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens (HR 0,50), als auch der progressionsfreien Überlebenszeit (HR 0,16), und zu einer Erhöhung hämatologischer Remission sowie von MRD-Negativität. Die Subgruppe der Patienten mit del17p bzw. TP53-Mutation wurde vom pharmazeutischen Unternehmer in eine Hochrisiko-Gruppe integriert, eine separate Darstellung fehlt.
    • Die Rate schwerer Nebenwirkungen im CTCAE-Grad 3/4 liegt unter Venetoclax/Rituximab höher als im Kontrollarm, vor allem aufgrund einer höheren Rate schwerer Neutropenien. Die Rate schwerer Infektionen ist nicht erhöht, liegt nummerisch sogar niedriger als im Kontrollarm.

Die Wirksamkeit von Venetoclax/Rituximab ist sehr hoch. Diese Kombination gehört jetzt zum Standard in der Zweitlinientherapie nach Ibrutinib oder als Alternative zu Ibrutinib nach anderen Vortherapien. In der Monotherapie ist die Datenbasis in dem sehr heterogenen Patientenkollektiv begrenzt. Eine zuverlässige Quantifizierung des Zusatznutzens ist hier nicht möglich.

Zur Stellungnahme

* Die in diesem Text verwendeten Genderbegriffe vertreten alle Geschlechtsformen.