ASCO 2020 - Wichtig zu wissen

04.06.2020
Neues Format – Alte Formen

ASCO_2020.JPGAufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie fand der diesjährige Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) nicht in Chicago statt. Das McCormick Convention Center war zwischenzeitlich sogar als Alternate Care Facility zur Versorgung von COVID-19-Patienten genutzt worden.

Das diesjährige Format war ein Virtual Scientific Program, konzentriert auf 2 Tage. Alle wissenschaftlichen Beiträge sind als Video und/oder als Powerpoint-Folien zugänglich. Die Plenary Session und ein Teil der zentralen, wissenschaftlichen Sitzungen wurde als live broadcast übertragen. Fragen konnten per Chat gestellt werden.

Das Niveau der wissenschaftlichen Präsentationen hat durch das virtuelle Format nicht gelitten. Es fehlen der persönliche Austausch, die Chance zur Etablierung neuer Kontakte und das Element der emotionalen Intelligenz zur Perzeption der Validität neuer Daten.

Im Unterschied zum neuen Format basiert die große Mehrzahl der Standard-verändernden Studien auf „alten“ Konzepten der Evidenzgenerierung: große randomisierte Studien, konventionelle Endpunkte, lange Nachbeobachtungszeiten, Differenzierung der Diagnostik.

Im Folgenden sind Beiträge zusammengefasst und kommentiert, die den Standard von Diagnostik und Therapie in den nächsten Jahren verändern können.

Gleichzeitig bedanke ich mich bei den vielen KollegInnen für die wertvollen Hinweise und ihre Bewertung der präsentierten Beiträge.

Bernhard Wörmann


Blasenkarzinom
Eine Erhaltungstherapie mit Avelumab führt bei Patienten mit fortgeschrittenem Blasenkarzinom nach platinhaltiger Chemotherapie zur Verlängerung der Überlebenszeit.

Ewing Sarkom
Eine Induktionstherapie mit VDC/IE (Vincristin – Doxorubicin - Cyclophosphamid / Ifosfamid – Etoposid) führt gegenüber VIDE zur Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens und der Gesamtüberlebenszeit, ohne Steigerung der Toxizität.

Hodgkin Lymphom
Bei Patienten mit rezidiviertem Hodgkin Lymphom nach autologer Stammzelltransplantation führt Pembrolizumab gegenüber Brentuximab Vedotin zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens.

Kopf-Hals-Tumoren
In der postoperativen Radiochemotherapie von Patienten mit Plattenepithelkarzinom der Kopf-Hals-Region ist die wöchentliche Gabe von Cisplatin 40mg/m2 der dreiwöchentlichen Gabe von 100mg/m2 überlegen.

Axitinib verlängert das progressionsfreie Überleben bei Patienten mit adenoid-zystischen Karzinomen der Kopf-Hals-Region.

Kolorektales Karzinom
Bei Patienten mit metastasiertem, kolorektalen Karzinom und Mikrosatelliten-Instabilität (MSI-H) oder einer Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) führt Pembrolizumab gegenüber Chemotherapie zur Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit.

Lungenkarzinom
Eine adjuvante Therapie mit Osimertinib über 3 Jahre führt bei NSCLC-Patienten mit den EGFR Mutationen del 19 oder L858R im Stadium II – IIIA zu einer Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens.

Die Kombination Nivolumab / Ipilimumab / Chemotherapie ist einer alleinigen Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC überlegen, unabhängig von der PD-L1 Expression.

Magenkarzinom
Das Antikörper-Drug-Konjugat Trastuzumab Deruxtecan steigert bei Patienten mit HER2-positivem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs nach mindestens 2 Vortherapien die Remissionsrate und die Überlebenszeit gegenüber Chemotherapie.

Mammakarzinom
Bei Patientinnen mit neudiagnostiziertem Mammakarzinom im Stadium IV verbessern lokoregionale Maßnahmen zur Therapie des Primärtumors (Operation, Strahlentherapie) die Prognose nicht.

Multiples Myelom 
In der Erstlinientherapie ist Carfilzomib / Lenalidomid / Dexamethason dem Standard Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason nicht überlegen.

Rektumkarzinom
Die Sequenz Chemoradiotherapie gefolgt von Chemotherapie erhöht bei Patienten mit distalem Rektumkarzinom die Chance zum Organerhalt.

Kurzzeitbestrahlung, gefolgt von Chemotherapie und Operation reduziert die Rate von Therapieversagern um 7%, ebenso das Risiko von Fernmetastasen. Die Rate postoperativer Komplikation war nicht erhöht.