Larotrectinib bei erworbenen NTRK-Genfusionen
Die frühe Nutzenbewertung von Larotrectinib (Vitrakvi®) ist das erste Verfahren in einer Indikation, die primär durch eine molekulare Alteration in den Tumorzellen bestimmt wird. Larotrectinib wird als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit soliden Tumoren und Nachweis einer neurotrophen Tyrosin-Rezeptor-Kinase (NTRK)-Genfusion eingesetzt. Es ist zugelassen bei lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung, für die keine zufriedenstellenden Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Der G-BA hat das IQWiG mit dem Bericht beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Bewertungen. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.
Unsere Anmerkungen sind:
- Als ZVT sehen wir „bestverfügbare Therapie“ und nicht „Best Supportive Care“. Die Entscheidung über die bestverfügbare Behandlung orientiert sich an den individuellen Therapiezielen des Patienten und dem Vergleich mit den verfügbaren Alternativen.
- In der Diagnostik unterscheiden wir
- Malignome mit hoher Prävalenz von ETV6-NTRK3 Translokationen
- Malignome mit niedriger Prävalenz von NTRK1-3 Translokationen und unterschiedlichen Fusionsgenen
- Basis der frühen Nutzenbewertung sind Daten aus drei internationalen, multizentrischen, einarmigen Studien bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das Patientenkollektiv ist sehr heterogen in Bezug auf Alter, Tumorlokalisation, Histologie, Vortherapie u. a.
- Larotrectinib führt bei 75% der Patienten zu einer Remission. Remissionsraten sind in den verschiedenen Tumorlokalisationen unterschiedlich. Sie sind durchgehend sehr hoch bei Malignomen mit hoher Prävalenz an NTRK-Genfusionen, aber auch bei anderen Lokalisationen wie NSCLC oder Weichgewebstumoren (Sarkomen).
- Die Remissionen sind nachhaltig, der Median des progressionsfreien Überlebens war zum Zeitpunkt des Datenschnittes nicht erreicht.
- Nebenwirkungen im Grad 3/4 traten bei 5% der Patienten auf, nicht bei Kindern und Jugendlichen.
- In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Larotrectinib den Grad 3 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).
Larotrectinib ist eine neue, wirksame Therapieoption für Tumorpatienten mit nachgewiesenen, erworbenen NTRK-Genfusionen in den Tumorzellen. Die Ansprechraten sind hoch, die Wirkung tritt schnell ein. Allerdings ist die Datenlage noch lückenhaft, bedingt durch die Seltenheit dieser Aberrationen, ihre Heterogenität mit Auftreten in unterschiedlichen Tumorentitäten mit unterschiedlich aggressiver Biologie und durch die kurze Nachbeobachtungszeit der Zulassungsstudien. Die vergleichende Bewertung erfolgt auf der Basis von Daten, die im Kontext von Organbezug und Histologie erhoben wurden.