Tisagenlecleucel beim diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL)

14.08.2020
Das Verfahren zu Tisagenlecleucel (Kymriah®) für das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) wird nach Ablauf der im ersten Verfahren gesetzten Frist durchgeführt.

Tisagenlecleucel gehört mit dem fast zeitgleich zugelassenen Axicabtagen-Ciloleucel zu den ersten, in Deutschland eingeführten Arzneimitteln aus der Gruppe der CAR-T Zellen (Chimäre Antigen-Rezeptor-T-Zellen). Tisagenlecleucel ist zugelassen als Monotherapie für Patienten* mit rezidiviertem oder refraktärem DLBCL nach mindestens zwei Vortherapien. Das Verfahren wird im Rahmen seines Status als Medikament für seltene Erkrankungen (Orphan Drug Status) durchgeführt. Der Bericht wurde vom G-BA erstellt. Der pharmazeutische Unternehmer beantragt wiederum die Feststellung eines erheblichen Zusatznutzens. Der Bericht des G-BA enthält keinen Vorschlag zur Kategorisierung des Zusatznutzens. Unsere Anmerkungen sind:

  • Für die frühe Nutzenbewertung liegen Daten einer einarmigen Studie vor, jetzt mit längerer Nachbeobachtungszeit.
  • Tisagenlecleucel führt bei Patienten mit rezidiviertem/refraktärem DLBCL nach mindestens zwei Vortherapien zu Remissionsraten >50% sowie zu einer Gesamtüberlebensrate nach 33 Monaten von etwa 40%.
  • Der bei den Ansprechern im intraindividuellen Vergleich gemessene, positive Einfluss auf die Lebensqualität ist nachhaltig.
  • Besondere, schwere Nebenwirkungen sind das Zytokinfreisetzungssyndrom (Cytokine-Release-Syndrom) und das Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (Immune effector Cell-Associated Neurotoxicity Syndrome, ICANS). Als länger anhaltende Nebenwirkungen können Zytopenien und eine substitutionspflichtige Hypogammglobulinämie auftreten.
  • Der G-BA Bericht ist umfangreich. Allerdings beschränkt sich die Auswertung auf die ITT-Population. Relevant für die Nutzenbewertung ist vor allem die Kohorte der real behandelten Patienten (FAS-Population). In der Zulassungsstudie betrug die Zeit von der ersten Vorstellung der Patienten bis zur Therapie 115 Tage. In der deutschen Versorgungsrealität liegt die Zeit bei etwa 6 Wochen. Die Daten von JULIET sind bei der ITT-Population nicht auf den deutschen Versorgungskontext übertragbar.
  • Die Gesamtüberlebensraten mit Tisagenlecleucel liegen etwa im Bereich der allogenen Stammzelltransplantation und im Bereich von Axicabtagen-Ciloleucel. Daten direkt vergleichender Studien liegen nicht vor.

Die CAR-T-Zellen sind in der Versorgung angekommen. Die Therapie mit Tisagenlecleucel führt bei einer klinisch relevanten Patientengruppe zu langfristigen und stabilen Remissionen, möglicherweise zur Heilung. Die Strukturkriterien für CAR-T-Zellzentren können auf der Basis der bisherigen, positiven Erfahrungen angepasst werden.

Zur Stellungnahme


* Die in diesem Text verwendeten Genderbegriffe vertreten alle Geschlechtsformen.