ASH 2021 - Wichtig zu wissen

23.12.2021
Von der Grundlagenforschung in die Versorgung

ash.jpg

Wieder ein Kongress am heimischen Schreibtisch! Auch der diesjährige Kongress der American Society for Hematology (ASH) fand zwar formal in Atlanta und auch hybrid statt, für die meisten deutschen Teilnehmer aber im Netz. Einige Referent*innen waren nach Atlanta geflogen und stellten sich den fruchtbaren Diskussionen mit anderen Teilnehmer*innen vor Ort. Einiges ist in den Aufzeichnungen nachzuhören, aber eben kein Ersatz für die vielen persönlichen Eindrücke, die solche Kongresse zu einem Erlebnis machen.

Herausragend waren neben vielen Beiträge aus der Grundlagenforschung in diesem Jahr insbesondere Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien, in denen vielversprechende Ansätze aus den letzten Jahren jetzt mit dem bisherigen Therapiestandard verglichen wurden. Einiges ist Standard-verändernd, anderes bestätigt das bisherige Vorgehen.

Die Breite unseres Fachgebietes ist enorm. Auch Zusammenstellungen wie diese sind nur mit einem funktionierenden Netzwerk von Expert*innen möglich. Deshalb geht der besondere Dank an die Kolleg*innen, die mir im Anschluss an den Kongress die Highlights aus ihrem Spezialgebiet kommunizieren.

Einige der herausragenden Präsentationen werden im Folgenden kurz zusammengefasst. Sie haben die Wahl:
- Webinar (für DGHO Mitglieder): 45 Minuten
- Standard-verändernde Therapie: schriftliche Zusammenfassungen
- Juwelen: Hinweis auf weitere, wegweisende Beiträge

Bernhard Wörmann


Standard-verändernde Therapie

Entität Botschaft
Aggressive B-Zell-Lymphome CAR-T1: Tisagenlecleucel führte bei primär refraktären/rezidivierten, aggressiven B-Zell-Lymphomen nicht zur Verlängerung des ereignisfreien Überlebens im Vergleich zur Standardtherapie.
CAR-T2: Axicabtagen Ciloleucel führte bei primär refraktären/rezidivierten, großzelligen B-Zell-Lymphomen zur Verlängerung des ereignisfreien Überlebens im Vergleich zur Standardtherapie.
CAR-T3: Lisocabtagen Maraleucel führte bei primär refraktären/rezidivierten, großzelligen B-Zell-Lymphomen zur Verlängerung des ereignisfreien Überlebens im Vergleich zur Standardtherapie.
Induktion: Beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) führte der Ersatz von Vincristin im R-CHOP-Schema durch Polatuzumab Vedotin in der Erstlinientherapie zur Verlängerung des ereignisfreien Überlebens, nicht der Gesamtüberlebenszeit.
Akute myeloische Leukämie Bei Patient*innen im Alter >75 Jahre, die nicht für eine intensive Chemotherapie geeignet sind, führte – bei Nachweis einer IDH-Mutation, die Kombination von Azacitidin + Ivosidenib zur Verlängerung des ereignisfreien Überlebens und der Gesamtüberlebenszeit gegenüber Azacitidin.
Chronische lymphatische Leukämie Die zeitlich begrenzte Therapie mit Obinutuzumab / Venetoclax bzw. Obinutuzumab / Venetoclax / Ibrutinib führte zu höheren Raten von MRD unterhalb der Nachweisgrenze im Vergleich zu Chemoimmuntherapie.
Immunthrombozytopenie Niedrigdosiertes Tacrolimus ist ein wirksames und gut verträgliches Arzneimittel in der Erstlinientherapie der ITP.
Multiples Myelom Die Kombination des Anti-CD38-Antikörpers Daratumumab mit Bortezomib/Lenalidomid/Dexamethason (VRd) führte in der Erstlinientherapie bei fitten Patienten zu tieferen Remissionen.
Die Kombination des Anti-CD38-Antikörpers Isatuximab mit Bortezomib/Lenalidomid/Dexamethason (VRd) führte in der Erstlinientherapie bei fitten Patienten zu tieferen Remissionen.
Bei Patient*innen mit Nachweis einer t(11;14) führte die Kombination von Bortezomib/Dexamethason mit Venetoclax zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens.

Juwelen

Akute Lymphatische Leukämie Abstract 362: Die ersten Ergebnisse von GMALL 08/2013 bei 705 Patient*innen deuten eine deutliche Verbesserung der Prognose in den verschiedenen Risikogruppen an.
https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper146306.html
Akute Myeloische Leukämie Abstract 173: Bei intermediärem Risiko ist die allogene Stammzelltransplantation (AlloSZT) in erster Remission einem verzögerten Vorgehen mit späterer alloSZT nicht überlegen.
https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper145167.html
COVID-19 - Gerinnung Abstract 1: Die Aktivierung der Gerinnung bei einer COVID-19-Erkrankung wird durch den ORF3-Ionenkanal von SARS-CoV-2 induziert. Daraus ergeben sich therapeutische Ansatzpunkte für eine frühzeitige Verhinderung der prokoagulatorischen Aktivität.
https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper150768.html
Graft versus Host Disease (GvHD) Abstract 264: Bei Patient*innen mit chronischer, Steroid-refraktärer GvHD steigerte das Fusionsprotein Abatacept die Ansprechrate. https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper148343.html
Abstract 358: Bei Patient*innen mit chronischer, refraktärer GvHD nach >2 Therapielinien führte der CSF-1R-Antikörper Axatilimab zu hohen Ansprechraten.
https://ash.confex.com/ash/2020/webprogram/Paper141553.html
Hämophilie mit Inhibitoren Abstract 3: Bei Patient*innen mit Hämophilie A oder B und Nachweis von Inhibitoren führte die monatliche Gabe von Fitusiran, einem Arzneimittel aus der siRNA-Substanzklasse, zur Reduktion der Blutungsraten.
https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper150273.html
Myelodysplastische Syndrome Abstract 61: Ein neues Scoring-System IPSS-M mit Einbeziehung genetischer Aberrationen ermöglicht eine Einteilung in 6 Risikogruppen und eine bessere prognostische Einschätzung der Transformation in eine akute Leukämie.
https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper150554.html
Myeloproliferative Syndrome Abstract 3: Die TP53-vermittelte, maligne Transformation myeloproliferativer Syndrome in eine akute myeloische Leukämie wird auch durch inflammatorische Signale im Knochenmark beeinflusst.
https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper150191.html
ZNS Lymphome Abstract 6: ZNS Lymphome können mittels zirkulierender DNA (ctDNA) nicht-invasiv diagnostiziert und überwacht werden. Die Arbeit wurde in diesem Jahr auch mit dem Artur-Pappenheim-Preis der DGHO ausgezeichnet.
https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper149644.html