Nirmatrelvir / Ritonavir bei COVID-19

21.12.2021
Es besteht weiterhin ein großer, ungedeckter Bedarf an wirksamen Arzneimitteln zur Behandlung von Patient*innen mit COVID-19.

Unsere aktuelle Stellungnahme zu Nirmatrelvir / Ritonavir ergänzt die vorherige Stellungnahme vom 8. Dezember 2021 zu Molnupiravir. Nirmatrelvir ist ein Inhibitor der viralen 3CL-Protease. Es wird in Kombination mit Ritonavir gegeben. Die aktuell verfügbaren Daten und Empfehlungen können folgendermaßen zusammengefasst werden:

  • Bei nicht-hospitalisierten Patient*innen mit COVID-19 ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf2, aber mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Verlauf, reduzierte die Gabe von Nirmatrelvir / Ritonavir über 5 Tage (Einnahme 2x/Tag) die Hospitalisierungs-/Sterberate gegenüber Placebo von 6,5% auf 0,7% bei einem Therapiebeginn innerhalb von 3 Tagen nach Symptombeginn. Bei Therapiebeginn innerhalb von 5 Tagen nach Symptombeginn war die Wirksamkeit mit 6,3 vs 0,8% vergleichbar.
  • Die Verträglichkeit ist gut. Durch die Kombination mit Ritonavir besteht das Risiko von kritischen Arzneimittelinteraktionen, vor allem mit Substraten von Cytochrom P450 (CYP) 3A4 und P-Glykoprotein. Schwangere und stillende Frauen sowie Kinder und Jugendliche wurden in die Zulassungsstudie nicht aufgenommen. Detaillierte Hinweise zu den Arzneimittelinteraktionen werden von der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) erarbeitet.
  • Die bisher vorliegenden Daten aus den Pressemitteilungen des pharmazeutischen Unternehmers lassen zahlreiche Fragen offen. Eine Publikation der Daten in einem Peer-Review-Journal liegt bisher nicht vor.
  • Die aufgrund der Einschlusskriterien (Adipositas (BMI >25), Alter >60 Jahre, chronische Lungenerkrankung, chronische Nierenerkrankung, Diabetes mellitus, Immundefizienz- oder -suppression, kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebserkrankung, Raucher und andere Risikofaktoren) definierte Zielgruppe ist sehr groß. Hier ist eine patientenindividuelle Abwägung durch die behandelnden Ärzt*innen erforderlich. Entscheidungskriterium für Nirmatrelvir / Ritonavir sind insbesondere das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren oder dominierender Einzelfaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19. Bei immunsupprimierten Patient*innen mit unzureichender Impfantwort wird präferenziell die Gabe monoklonaler Antikörper unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit von auch bei relevanten Virusvarianten wirksamen Präparaten empfohlen. Studiendaten zu Kombinationstherapien liegen nicht vor.

Zur Stellungnahme