Olaparib in der Erhaltungstherapie des gBRCAmut Pankreaskarzinoms

30.04.2021
Die frühe Nutzenbewertung der Kombination Olaparib (Lynparza®) ist das erste Verfahren zu einem neuen Arzneimittel beim fortgeschrittenen Pankreaskarzinom.

Olaparib ist zugelassen für die Erhaltungstherapie von Patient*innen mit Keimbahn-BRCA1/2-Mutationen, die ein metastasiertes Adenokarzinom des Pankreas haben und deren Erkrankung nach einer mindestens 16-wöchigen Platin-haltigen Behandlung im Rahmen einer Erstlinien-Chemotherapie nicht progredient war. Der G-BA hat das IQWiG mit dem Bericht beauftragt. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.

Tabelle 1: Berechnung des Zusatznutzens durch pU und IQWiG

Unsere Anmerkungen sind:

  • Die vom G-BA festgelegte, zweckmäßige Vergleichstherapie (ZVT) entspricht den Leitlinien und dem Kontrollarm der Zulassungsstudie.
  • Basis der frühen Nutzenbewertung ist POLO, eine prospektive, internationale, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie mit einer 3:2 Randomisierung zugunsten des Olaparib-Arms. Eingeschlossen wurden Patient*innen mit Nachweis einer gBRCA1/2-Mutation ohne Progress unter einer platinhaltigen Induktionstherapie.
  • Olaparib führte zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (7,4 vs 3,8 Monate; Median 3,6 Monate; HR 0,53; p = 0,004) und zur Verlängerung der Zeit bis zur nächsten Therapie.
  • Olaparib führte nicht zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit. Das wurde auch in der finalen Analyse der Gesamtüberlebenszeit vom 1. Juli 2020 bestätigt. Allerdings zeigte sich eine deutlich höhere Zahl von Langzeitüberlebenden im Olaparib-Arm (33,9 vs 17,8% nach 36 Monaten).
  • Die Rate schwerer Nebenwirkungen entspricht dem Substanzklassenspektrum von PARP-Inhibitoren. In allen Schweregraden ist die Nebenwirkungsrate gegenüber dem Placebo-Arm erhöht.
  • Die Auswertungen zur Lebensqualität und zum Patient-Reported-Outcome zeigen wenige signifikante Veränderungen, subjektiv belastend unter Olaparib sind Übelkeit und Erbrechen.
  • In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Olaparib in der Erhaltungstherapie den Grad 3 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).

In der frühen Nutzenbewertung ist Olaparib das erste neue Arzneimittel für das metastasierte Adenokarzinom des Pankreas. Es führt in der Subgruppe von Patient*innen mit gBRCA1/2-Mutationen zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens und zu einer höheren Rate von Langzeitüberlebenden. Da die Gesamtprognose der Patient*innen mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom extrem schlecht ist, kommt diesen Verbesserungen der Prognose eine besondere Bedeutung zu. Dieser Fortschritt wird auch von den behandelnden Ärzt*innen als Durchbruch erlebt.
In der klinischen Situation entscheiden die Patient*innen individuell darüber, ob der mögliche Nutzen (Verlängerung des progressionsfreien Überlebens) den möglichen Schaden (Nebenwirkungen) aufwiegt. Olaparib soll den Patient*innen angeboten werden. Die Aufklärung soll umfassend sein, und den Aspekt einer hereditären Karzinombelastung beinhalten.

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