Lorlatinib in der Erstlinientherapie des metastasierten ALK+ NSCLC
12.07.2022
Mit Lorlatinib (Lorviqua®) wird bereits das fünfte neue Arzneimittel für die Erstlinientherapie von Patient*innen mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und Nachweis einer ALK Genfusion bewertet.
Der G-BA hat Alectinib oder Brigatinib als zweckmäßige Vergleichstherapie festgelegt, und das IQWiG mit der Dossierbewertung beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Bewertungen. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.
Tabelle 1: Berechnung des Zusatznutzens durch pU und IQWiG
Unsere Anmerkungen sind:
- Die zweckmäßige Vergleichstherapie entspricht den aktuellen Empfehlungen.
- Basis der frühen Nutzenbewertung sind die Daten von CROWN, einer internationalen, multizentrischen, randomisierten Phase-III-Studie mit 296 Patient*innen mit ALK-positivem, bisher nicht systemisch behandeltem NSCLC.
- Lorlatinib führte in CROWN gegenüber Crizotinib zur signifikanten Erhöhung der Remissionsrate und zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. Die Gesamtüberlebenszeit wurde nicht signifikant verlängert, allerdings bei einer niedrigen Zahl von Ereignissen.
- Bei Patient*innen mit ZNS-Metastasen zeigt sich eine viel höhere Wirksamkeit im Lorlatinib-Arm als im Crizotinib-Arm.
- Im indirekten Vergleich von Lorlatinib gegenüber Brigatinib zeigt sich eine ähnliche Wirksamkeit in Bezug auf Remissionsrate, progressionsfreies und Gesamtüberleben. Hinweise auf eine überlegene Wirksamkeit von Lorlatinib gegenüber Brigatinib bei ZNS-Metastasen beurteilen wir kritisch, weil hier RECIST- und nicht die besser geeigneten RANO-Kriterien angewendet wurden.
- Die Rate schwerer unerwünschter Ereignisse ist unter Lorlatinib erhöht, im Vordergrund stehen Laborparameter des Fettstoffwechsels sowie arterielle Hypertonie.
- In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Lorlatinib den Grad 4 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).
Mit Lorlatinib steht ein weiterer ALK-Inhibitor mit hoher Wirksamkeit auch bei ZNS-Metastasen zur Verfügung. Das unterschiedliche Nebenwirkungsspektrum der zugelassenen ALK-Inhibitoren erlaubt eine wirksame Behandlung dieser Patient*innen auch bei Auftreten unerwünschter Ereignisse.