ASCO 2023 - Wichtig zu wissen

14.06.2023
Mit über 40.000 Besuchern in Präsenz ist auch der ASCO-Kongress 2023 nach der Pandemie wieder zu alter Größe zurückgekehrt, vielleicht sogar stärker geworden. Ein klarer inhaltlicher Schwerpunkt bei den Standard-verändernden Studien in der Therapie solider Tumoren war der frühe Einsatz von wirksamen Arzneimitteln und von Arzneimittelkombinationen.

Diskutiert wird die neoadjuvante/präoperative Therapie als Standard u. a. beim Melanom, beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom und beim Rektumkarzinom. In den Studien zeigt sich allerdings auch, dass viele der neuen Erkenntnisse zur biologischen Heterogenität großer Tumorentitäten noch nicht therapiesteuernd in der Versorgung angekommen sind.

ASCO_Logo.jpgAuch weiterhin werden viele neue Medikamente mit innovativen Targets entwickelt, wirklich reif für die Versorgung sind wenige. Hierzu gehören ein IDH-Inhibitor beim Gliom und ein neues Antikörper-Drug-Konjugat beim Ovarialkarzinom.

Im Folgenden sind Beiträge zusammengefasst und kommentiert, die den Standard von Diagnostik und Therapie solider Tumoren in den nächsten Jahren verändern können.

Gleichzeitig bedanke ich mich bei den vielen Kolleginnen und Kollegen, die wertvolle Hinweise zu Auswahl und Bewertung der Beiträge gegeben haben.

Bernhard Wörmann


Ausführlicher werden die Ergebnisse beim Webinar "ASCO 2023 - wichtig zu wissen" am Freitag, 16. Juni 2023, 14:00 - 15:30 Uhr diskutiert.

Hämatologische Neoplasien - Hinweis
In diesem Jahr fanden die Jahreskongresse von ASCO und EHA innerhalb von 10 Tagen statt. Das hat zu einer Überlappung dahingehend geführt, dass einige der Standard-verändernden Studien bei beiden Kongressen präsentiert wurden. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse aus der Hämatologie erfolgen im Rahmen von „EHA 2023 – wichtig zu wissen“.


Gliom
Der IDH1/2-Inhibitor Vorasidenib verlängerte das progressionsfreie Überleben bei Patientinnen und Patienten (Pat.) mit Gliom Grad 2 und residuellem Befund nach chirurgischer Resektion.

Kolonkarzinom
Die neoadjuvante Chemotherapie ist dem Standard der primären Resektion nicht überlegen.

Lungenkarzinom (NSCLC)
Die adjuvante Therapie mit Osimertinib verbesserte die krankheitsfreie und die Gesamtüberlebenszeit bei Pat. mit Nachweis der EGFR-Mutationen del 19 oder L858R.

Lungenkarzinom (NSCLC)
Die Kombination platinhaltiger Chemotherapie mit Pembrolizumab führte zur Steigerung der Rate kompletter Remissionen und zur Verlängerung des ereignisfreien Überlebens.

Magenkarzinom
Die adjuvante Therapie mit Nivolumab + Chemotherapie führte beim Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs im Stadium III nicht zur Verbesserung der Prognose.

Mammakarzinom
Beim Mammakarzinom der Stadien IIA – III resultierte die Ergänzung der adjuvanten endokrinen Therapie mit Ribociclib in einer Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens.

Ovarialkarzinom
Beim platinresistenten, fortgeschrittenen high-grade epithelialen Ovarial-, Eileiter- oder primären Peritonealkarzinom und hoher Folatrezeptor-Alpha (FRa)-Expression Ra-Expression führte die Therapie mit dem Antikörper-Drug-Konjugat Mirvetuximab Soravtansin zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens.

Pankreaskarzinom
Die Kombination von liposomalem Irinotecan, 5-FU, Folinsäure und Oxaliplatin führte gegenüber nabPaclitaxel/Gemcitabin zur Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit.

Pankreaskarzinom
Die neoadjuvante Therapie mit FOLFIRINOX führte nicht zur Verbesserung der Prognose trotz einer höheren Rate an R0 und N0-Resektionen.

Prostatakarzinom
Beim metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinom (mCSPC) und niedrigem Tumorvolumen hatte die Kombination der intensivierten endokrinen Therapie mit einer Bestrahlung der Prostataregion einen positiven Effekt auf Krankheitsprogress und lokale Symptome, verlängerte aber nicht die Gesamtüberlebenszeit.

Rektumkarzinom
Die neoadjuvante Chemotherapie mit 6 Zyklen FOLFOX ist der Chemoradiotherapie nicht unterlegen.

Rektumkarzinom
Induktionschemotherapie mit FOLFIRINOX vor einer Chemoradiotherapie verbessert die Prognose von Pat. mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom.

Urothelkarzinom
Die Therapie mit dem Pan-FGFR Inhibitor Erdafitinib resultierte bei Pat. mit fortgeschrittenem, systemisch vorbehandeltem Urothelkarzinom und Nachweis von FGFR-Alterationen in einer Verlängerung der Überlebenszeit.

Weichgewebssarkome
Die Kombination Trabectedin / Nivolumab zeigte Wirksamkeit bei L-Sarkomen (Leiomyosarkom, Liposarkom), nicht bei anderen Weichgewebssarkomen.

Zervixkarzinom
Die Ergebnisse der finalen Analyse zur Kombination Pembrolizumab + Standardchemotherapie + Bevacizumab bestätigten die Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit bei Patientinnen mit einem positiven PD-L1-Befund (>1%), entsprechend der EMA-Zulassung.