Erfolgreicher Abschluss der virtuellen DGHO Frühjahrstagung „Therapiesteuerung in der Hämatologie und Onkologie“
Die Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. widmet sich traditionell sowohl aktuellen medizinischen Entwicklungen im Bereich der Diagnostik und Therapie von hämatologischen und onkologischen Erkrankungen als auch den damit verbundenen gesundheitspolitischen und ökonomischen Herausforderungen. Die Frühjahrstagung ist offen für alle Interessierten – interdisziplinär und interprofessionell.
TEIL I
Am Mittwoch, 22. März 2023 diskutierten die Vortragenden mit den Teilnehmenden den Themenkomplex „Methoden der Therapiesteuerung“ und hier u. a. die Möglichkeiten von Genomdiagnostik, der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sowie von Patient-Reported-Outcomes (PRO) bei der personalisierten Therapiesteuerung von onkologischen Erkrankungen. In der Diskussion wurde klar, dass Deutschland beim regelhaften Einsatz der PET – trotz vorliegender positiver Daten in vielen Entitäten – international hinterherhinkt. Auch im Rahmen der in diesem Jahr erstmals dem regulären Programm vorgeschalteten Reihe „Die Kurzinfusion – Aktuelles aus der Gesundheitspolitik“ wurde am Beispiel der Elektronischen Patientenakte (ePA) deutlich, dass Deutschland bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen im internationalen Vergleich noch Aufholbedarf hat.
TEIL II
Der zweite Teil der virtuellen Frühjahrstagung fand am Mittwoch, 29. März 2023 statt. Die Vortragenden und die Teilnehmenden diskutierten „Beispiele gelungener Therapiesteuerung und Perspektiven“ interdisziplinär anhand des Mammakarzinoms, des Multiplen Myeloms und der Chronischen Myeloischen Leukämie (CML). Das frühe Mammakarzinom ist derzeit das Paradebeispiel für die Möglichkeit, anhand des Ansprechens auf eine neoadjuvante Therapie die weitere adjuvante Therapie zu steuern. Umsetzungen beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom und beim Melanom stehen vor der Tür. Wie bereits im Rahmen des ersten Termins der Frühjahrstagung deutlich wurde, konnte am Beispiel des Multiplen Myeloms konkret gezeigt werden, dass Deutschland beim Einsatz der PET als wichtiges bildgebendes Instrument der Therapiesteuerung im internationalen Vergleich aufholen muss. Mit Blick auf die Innovationen bei der Entwicklung von Arzneimitteln in den letzten Dekaden konnte am Beispiel der CML gezeigt werden, dass sich die Erkrankung von einer unmittelbar lebensbedrohlichen zu einer chronischen Erkrankung entwickelt hat. So entspricht die Lebenserwartung von Patientinnen und Patienten mit einer medikamentös optimal behandelten CML heute nahezu der der gesunden Normalbevölkerung. „Die Kurzinfusion – Aktuelles aus der Gesundheitspolitik“ richtete ihren Focus auf Arzneimittelengpässe. Die steigende Zahl von Arzneimittelengpässen hat in den letzten Jahren besonders Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen betroffen. Unverzichtbare Arzneimittel aus dem Bereich der Generika fehlten, u. a. für Brust-, Darm-, Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, aber auch für die Therapie von Leukämien und die Stammzelltransplantation. Konkrete Abhilfe wurde mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) versprochen. In dem am 5. April 2023 von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. med. Karl Lauterbach in der Bundespressekonferenz vorgestellten Kabinettsentwurf fehlen diese Maßnahmen allerdings. Die Betroffenen und die Verordner sind enttäuscht. Denn: Erfolgreiche Krebstherapie erfordert Vertrauen, nicht nur in die behandelnden Ärztinnen und Ärzte, sondern auch in die politisch Verantwortlichen.
TEIL III
Am 26. April 2023 diskutierten Expertinnen und Experten aus Medizin, Wissenschaft und Gesundheitspolitik „Herausforderungen in der Onkologie – personalisierte Therapiesteuerung“. Dabei standen besonders Fragen und Aspekte wie „Kommen innovative Instrumente zur Therapiesteuerung in der Versorgung an?“, „Bewertung von Arzneimitteln (und Methoden) für kleine Patientengruppen“ sowie „Bewertung von Methoden und Arzneimitteln aus Sicht der Patientinnen und Patienten“ im Fokus. „Die Kurzinfusion – Aktuelles aus der Gesundheitspolitik“ widmete sich der derzeit intensiv diskutierten Krankenhausreform. Mit Blick auf den rechtlichen Rahmen ist aus Sicht der DGHO u. a. kritikwürdig, dass die von der Regierungskommission erstellten Vorschläge die Verteilung der Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern missachten. Mit Blick auf die Innovationen des Fachgebiets und die fehlende Differenzierung im Entwurf der Regierungskommission für die Krankenhausreform regt die DGHO für den Bereich der Stammzelltransplantationen eine Erweiterung um zelluläre und zell-gerichtete Therapien, autologe und allogene Stammzelltransplantation, CAR-T-Zelltherapien, bispezifische Antikörper, T-Zell-gerichtete Antikörper, gentherapeutische Verfahren und hochkomplexe Chemotherapien an. Darüber hinaus sollte aus Sicht der DGHO der Bereich der Hämostaseologie eine stärkere Berücksichtigung finden. Die Fachgesellschaft wird die Umsetzung der Krankenhausreform – wie auch den Krankenhausplan in Nordrhein-Westfalen 2019/2020 – kritisch begleiten und im Juni entsprechende Vorschläge veröffentlichen.
Der Vorstand der DGHO bedankt sich bei allen Referentinnen und Referenten für Ihr Engagement. Gleichsam gilt der Dank den Teilnehmenden, die zur intensiven inhaltlichen Diskussion an allen drei Terminen beigetragen haben.