Weihnachtsgruß und Jahresrückblick des DGHO-Vorstandes

20.12.2023

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde,

die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres 2023 gekürt. Uns allen ist klar, dass diese Entscheidung v. a. vor dem Hintergrund der tiefgreifenden globalen Konflikte getroffen wurde.

Dennoch zeichnet sich auch unser beruflicher Alltag durch einen zunehmenden „Krisenmodus“ aus. Dabei sind bspw. die Arbeitsverdichtung, der Personalmangel im ärztlichen und pflegerischen Bereich, die Bürokratisierung oder die Auseinandersetzungen mit Kostenträgern ‚Dauerbaustellen‘, die uns wertvolle Ressourcen rauben, die wir so dringend für unsere originären Tätigkeiten bräuchten. Wir sind mit Leib und Seele Ärztinnen und Ärzte, Pflegende sowie Therapeutinnen und Therapeuten. Und weil wir das eben sind, arbeiten wir nicht selten auch dann weiter, wenn die Ressourcen eigentlich schon erschöpft sind.

Besonders herausfordernd waren in diesem Jahr auch die gesundheitspolitischen Entwicklungen – bspw. die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) initiierte Krankenhausreform, das „Gesetzes zur Förderung der Qualität der stationären Versorgung durch Transparenz“, das „Gesetz zur verbesserten Nutzung von Gesundheitsdaten“, die Pharmastrategie der Bundesregierung oder die Diskussion um die Mindestmengen bei Stammzelltransplantationen.

Dass Namen von Gesetzen bisweilen sehr sperrig sind, ist nicht neu, aber in diesem Kontext stehen Gesetzesnamen semantisch auch sinnbildlich für die Komplexität der Herausforderungen, vor denen das Gesundheitssystem in der Bundesrepublik Deutschland steht. Im Rahmen der Diskussionen mit den relevanten Akteuren hat sich die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. in den letzten Jahren sowohl zu einer anerkannten Dialogpartnerin als auch zu einem gesundheitspolitischen Korrektiv entwickelt. Als ein solches Korrektiv bringen wir Expertise und medizinische Evidenz ein – immer mit dem Ziel, eine exzellente Diagnostik und Therapie für unsere Patientinnen und Patienten sicherzustellen.

Die Hämatologie und Medizinische Onkologie ist ein System, das auf einem exzellenten Niveau nur interprofessionell und interdisziplinär funktionieren und alle Synergieeffekte freisetzen kann. Durch die zentrale Rolle unseres Fachgebiets in der Forschung und Versorgung spüren wir die aktuellen Schieflagen besonders intensiv. Dabei liegt eine der größten Herausforderungen in der Sicherstellung des raschen Transfers von neuen Erkenntnissen in die Versorgung und vice versa der kontinuierlichen Generierung von kollektivem Wissen aus der Versorgung.

Unser Gesundheitssystem läuft noch halbwegs rund, da es traditionell sektorenübergreifend in Form von Netzwerken aus Universitätsklinika, kommunalen Krankenhäusern, Schwerpunktpraxen und den hausärztlichen Praxen aufgestellt ist. Durch diese Netzwerke können wir die individuelle Versorgung nach dem neuesten Stand des Wissen sicherstellen. Dabei liegt die Betonung auf noch. Denn die o. g. gesundheitspolitischen Initiativen und Entwicklungen werden nur dann zu wirklichen Verbesserungen in der Versorgung führen, wenn es keine singulären politischen Entscheidungen sind, sondern vielmehr solche, die am Ende eines offenen Diskussionsprozesses aller relevanten Akteure stehen.

In der Medizin sprechen wir von partizipativer Entscheidungsfindung. Auch wenn das Bild leicht schief ist, so sollten gesundheitspolitische Entscheidungen – v. a. auch die mit einer besonderen Tragweite – im Rahmen partizipativer Prozesse getroffen werden.

Partizipation ist ein guter Begriff, wenn wir das Selbstverständnis unserer Fachgesellschaft beschreiben wollen. Auf der DGHO-Website steht: „Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. ist eine Vereinigung von Ärztinnen und Ärzten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Interessierten, die auf die Erforschung, Diagnose und Behandlung von Blutkrankheiten und bösartigen soliden Tumoren spezialisiert sind. Die DGHO ist eine rasch wachsende Fachgesellschaft mit inzwischen über 4.000 Mitgliedern in einer der innovativsten und forschungsintensivsten Fachdisziplinen der Medizin.“

Wir sind eine Vereinigung. Etymologisch betrachtet sind wir eine „Organisation, in der sich Personen zur Vertretung oder Pflege ihrer Interessen zusammengeschlossen haben“. Dabei können wir unsere Ziele nur durch das große Engagement unserer Mitglieder verwirklichen. Für Ihren außerordentlich großen Einsatz auch in diesem Jahr möchten wir uns bei Ihnen sehr herzlich bedanken!

Wir – Andreas Hochhaus und Carsten-Oliver Schulz – möchten diesen Weihnachtsgruß zum Anlass nehmen, uns bei Hermann Einsele für sein Engagement als Vorsitzender (2020 bis 2021) und als Geschäftsführender Vorsitzender (2022 bis 2023) zu bedanken. Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei Maike de Wit, die sich von 2020 bis 2023 als Mitglied des Vorstands für die DGHO engagiert hat.

Danke, Hermann! Danke Maike!

Und – wir alle Unterzeichnenden – möchten uns mit größtem Respekt und voller Dankbarkeit bei Iwe Siems, die ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin der DGHO Service GmbH zum Ende des Jahres aufgibt, bedanken. Die Jahrestagungen wären ohne Iwe Siems nicht so, wie wir sie heute kennen. Mit ihrer zurückhaltenden und koordinierenden Art hat sie die Kongresse wirklich gestaltet und dabei immer alle Fäden zusammengehalten.

Danke, Frau Siems!

Gemeinsam mit den Teams der DGHO e. V., der DGHO Service GmbH und der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs wünschen wir Ihnen, Ihren Familien, Ihren Freundinnen und Freunden eine schöne Weihnachtszeit.

Herzliche Grüße,

Hermann Einsele
Andreas Hochhaus
Maike de Wit
Carsten-Oliver Schulz