Vincenz-Czerny-Preis 2019 an PD Dr. med. Simon Heidegger, München

Der Vincenz-Czerny-Preis ist für eine wissenschaftliche Arbeit bestimmt, die sich mit klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der Onkologie befasst und ist mit 7.500 € dotiert.

"Zur Rolle von Nukleinsäure-Erkennungsmechanismen in der Tumor-Immunüberwachung und Resistenz gegenüber Checkpoint-Blockade“

 

Zusammenfassung der Arbeit

Heidegger.jpgDie Inhibition von Immun-Checkpoints hat sich als wichtige Therapiesäule in der Krebsbehandlung etabliert. Jedoch bestehen große interindividuelle Unterschiede im Therapieansprechen und unser Verständ-nis der dafür verantwortlichen molekularen Mechanismen bleibt bruchstückhaft. In ihren Arbeiten identi-fizieren Dr. Simon Heidegger und Kollegen Aktivierung des RNA Rezeptors RIG-I innerhalb von Tumorzel-len als kritische Voraussetzung für die Wirksamkeit einer Immuntherapie mit anti-CTLA-4 und deren Kombination mit anti-PD-1. Entsprechend führte therapeutische Adressierung von RIG-I mittels spezifi-scher Liganden zu einer potenten Steigerung der Wirksamkeit von Immuncheckpoint-Inhibitoren in mehreren präklinischen Mausmodellen. In Transkriptom-Analysen humaner Melanom-Proben fanden Heidegger und Kollegen eine starke Assoziation zwischen Tumor-intrinsischer Expression von DDX58 (dem Gen das für RIG-I kodiert) und verlängertem Gesamtüberleben der Patientenkohorte. In Patienten unter anti-CTLA-4 Checkpoint-Blockade war eine hohe transkriptionelle DDX58 Aktivität mit langanhaltendem The-rapieansprechen vergesellschaftet. Zusammengefasst identifizieren diese Studien aberrante RIG-I Rezep-toraktivität als wichtigen Mechanismus, der der Tumorresistenz gegenüber Checkpoint-Inhibitoren zu Grunde liegt. Intratumorale RIG-I Expression könnte nicht nur als potentieller prädiktiver Biomarker zur Patientenselektion dienen, sondern medikamentöse Adressierung von RIG-I im Tumor das Gesamtansprechen auf Checkpoint-Inhibitoren steigern.

 

Lebenslauf

Simon Heidegger, geboren 1983 in Weingarten, studierte Medizin in München, Cambridge und New York. Er promovierte und verbrachte anschließend zwei Jahre als PostDoc im Labor von Stefan Endres an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Während seiner Facharztausbildung in Innerer Medizin, Hämatologie und Onkologie unter Christian Peschel an der TU München führte er seine Forschungen im Bereich der Tumorimmunologie fort. Im Jahr 2018 schloss er seine Habilitation mit dem Thema „Nuklein-säure-Erkennungsrezeptoren in der Entstehung antitumoraler Immunantworten: Bedeutung für die Wirk-samkeit der Checkpoint Blockade und therapeutische Nutzbarmachung“ erfolgreich ab. 2019 verbrachte er als Clinical Fellow zwei Monate im Zentrum für zelluläre Therapien am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Simon Heidegger arbeitet derzeit als Facharzt für Hämatologie und Onkologie am Klinikum rechts der Isar der TU München unter Florian Bassermann und etabliert eine Nachwuchs-gruppe auf dem Gebiet der Immunonkologie mit besonderem Fokus auf die Interaktion zwischen Tumo-ren und Zellen des angeborenen Immunsystems.