Chronische lymphatische Leukämie: Leitlinie etabliert richtungsweisende Standards
In der westlichen Welt ist die CLL die häufigste Form einer bösartigen Neubildung des lymphatischen Systems ‒ 25 Prozent aller Leukämien gehen auf ihr Konto. Die Erkrankung tritt vor allem im höheren Lebensalter auf. Sie zeichnet sich durch ein wechselhaftes klinisches Erscheinungsbild aus, die Prognose kann stark variieren. Einige Patienten zeigen über Jahre keine oder nur minimale Symptome, die keiner Behandlung bedürfen, und haben eine normale Lebenserwartung. Andere Patienten hingegen leiden bereits bei Diagnosestellung oder kurz danach unter Symptomen und sterben trotz einer Chemotherapie innerhalb weniger Jahre. Bei Patienten in prognostisch günstigen Stadien geht es darum, Akut- und Langzeittoxizitäten der Behandlung sowie das Auftreten von Sekundärtumoren zu minimieren. Patienten in den ungünstigeren Stadien sollen dagegen frühzeitig durch verbesserte diagnostische Verfahren identifiziert werden und wirksamere Therapien erhalten, um die Heilungsrate und das Gesamtüberleben zu verbessern.
„Diverse Fragestellungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge bei CLL-Patienten werden derzeit kontrovers diskutiert und entsprechend unterschiedlich in der Patientenversorgung umgesetzt“, erklärt Prof. Dr. med. Michael Hallek, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO, Leiter der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln und Koordinator der Leitlinie. Das betreffe zum Beispiel die Diagnostik und Bedeutung der prognostischen Marker für die Therapieentscheidung, die Wahl der Erstlinien- und Rezidivtherapie sowie Details der Nachsorge. „Die neue Leitlinie kann wesentlich dazu beitragen, die Behandlung von Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie zu standardisieren und zu optimieren.“
Neben den konkreten Empfehlungen zu den einzelnen Fragestellungen haben die Autoren der Leitlinie die folgenden spezifischen Qualitätsziele abgeleitet:
- Initialdiagnostik: Neben der Anamnese und der üblichen körperlichen Untersuchung sollen die Gesamtzahl der Leukozyten und der Anteil an Lymphozyten im Differentialblutbild bestimmt sowie eine Immunophänotypisierung durchgeführt werden.
- Indikationsstellung: Im Fall einer fortschreitenden CLL oder eines Rezidivs soll vor Therapiebeginn und vor jeder Therapieänderung zeitnah eine umfassende Diagnostik erfolgen. Dazu zählt auch die Bestimmung des TP53-Deletions- und Mutationsstatus. Auf diese Weise lassen sich Patienten identifizieren, die häufig nicht ausreichend auf Standardtherapien ansprechen.
- Erstlinienbehandlung: Sofern keine Kontraindikation für den Einsatz einer Antikörpertherapie vorliegt, ist die Chemoimmunotherapie einer alleinigen Chemotherapie vorzuziehen.
- Studienteilnahme: Wenn möglich, soll den Patienten die Behandlung im Rahmen klinischer Studien angeboten werden.
Für den direkten Zugang zur neuen S3-Leitlinie nutzen Sie bitte den folgenden Link: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/chronische-lymphatische-leukaemie-cll/
Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patienten zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheits-problemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm mehr als 20 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. www.leitlinienprogramm-onkologie.de.
Über die DGHO
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. besteht seit über 80 Jahren und hat heute mehr als 3.300 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, dem Onkopedia-Projekt, mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesundheitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patientinnen und Patienten im Fachgebiet.
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