Größter deutschsprachiger Kongress für Hämatologie und Onkologie: Expert*innen diskutieren medizinische und gesundheitspolitische Herausforderungen
Breites Themenspektrum
Dass das Programm der gemeinsamen Jahrestagung der deutschsprachigen Fachgesellschaften die gesamte Breite des Fachgebietes abdeckt, macht Prof. Dr. med. Matthias Preusser, Kongresspräsident und Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Wien, deutlich: „Die Programmkomitees haben hervorragende Arbeit geleistet und hochinteressante Sitzungen aus ihren jeweiligen Spezialgebieten zusammengestellt, welche die Breite und Tiefe unseres Fachgebietes abbilden. Dabei werden wir nicht nur den aktuellen Stand des medizinischen Wissens in den Fokus rücken, sondern auch über Perspektiven – und vielleicht sogar mögliche Visionen – im Bereich der Hämatologie und Onkologie diskutieren. Zu den Themenschwerpunkten gehören unter anderem die Präzisionsmedizin und die Immuntherapie, COVID-19 bei Patientinnen und Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen, Versorgungsforschung sowie Themen zu Gender und Diversity.“ Dabei, so Preusser weiter, wird die Jahrestagung auch verstärkt politische Themen aufgreifen, welche Einfluss auf das Fachgebiet haben, und in diesem Zusammenhang beispielsweise die medizinische und psychosoziale Versorgung von Patient*innen aus der Ukraine thematisieren.
Herausforderungen für das Fachgebiet
Patient*innen mit Blut- und Krebserkrankungen haben ein signifikant erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf bzw. an einer COVID-19-Infektion zu versterben. Bereits bei den ersten Hinweisen auf das neuartige SARS-CoV-2-Virus sind die ausrichtenden Fachgesellschaften aktiv geworden und haben zum Beispiel die Onkopedia-Leitlinie ‚COVID-19 bei Krebspatienten‘ sowie Informationen und Impfempfehlungen für Patient*innen mit Blut- und Krebserkrankungen erarbeitet. Dass dieses intensive Engagement bis heute weitergeführt wird, macht u. a. die enge Einbindung der Fachgesellschaften bei Fragen im Zusammenhang mit der Zulassung neuer Arzneimittel für die COVID-19-Prä- und Postexpositionsprophylaxe deutlich. „Darüber hinaus haben wir es dank des intensiven inter-kollegialen und interdisziplinären Austauschs geschafft, trotz der Herausforderungen, die die COVID-19-Pandemie an uns gestellt hat, eine ganze Reihe von innovativen Arzneimitteln zur Behandlung von Blut- und Krebserkrankungen in die Breite der Versorgung zu bringen“, betont Prof. Dr. med. Hermann Einsele, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Würzburg. Die ausgesprochen hohe Dynamik des Fachgebiets wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verstärken. Dabei wird es eine Herausforderung sein, das neu generierte Wissen und die damit verbundenen Innovationen in Diagnostik und Therapie im Sinne einer Translation weiterhin rasch in die Patientenversorgung zu integrieren, so Einsele.
Prof. Dr. med. Andreas Hochhaus, Vorsitzender der DGHO und Direktor der Abteilung Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Jena, betont im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie die zentrale Rolle der Pflege: „Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte – das hat die COVID-19-Pandemie wie unter einem Brennglas gezeigt – spielen eine extrem wichtige Rolle in der Betreuung von Patient*innen mit Blut- und Krebserkrankungen. Dabei haben unsere Kolle-ginnen und Kollegen aus der Pflege über eine lange Zeit weit über ihre Belastungsgrenzen hinaus gearbeitet. Schon vor der COVID-19-Pandemie hatten wir eine Pflegekrise – besonders im Hinblick auf das Fehlen hochqualifizierten Personals. Hier bedarf es verstärkter Aktivitäten unter anderem seitens der Politik, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten.“
Internationaler Austausch
Einsele betont die hochkarätige Besetzung mit internationalen Expert*innen: „Professor Andres Cervantes aus Valenzia wird in der Eröffnungssitzung als Präsident-elect der European Society of Medical Oncology die zukünftigen Entwicklungen in der Hämatologie und Medizinischen Onkologie beleuchten und uns so die Gelegenheit geben, aktuellste Einblicke in die strategischen und inhaltlichen Perspektiven unseres Fachgebiets auf europäischer Ebene zu gewinnen.“
Neben internationalen Expert*innen werden selbstverständlich auch Kolleg*innen aus dem deutschsprachigen Raum zu den aktuellen und für das Fachgebiet relevanten Entwicklungen sprechen, betont Hochhaus: „So wird Professor Andreas von Deimling aus Heidelberg die Entwicklungen in der Tumordiagnostik mittels DNA-Methylierungsanalyse beleuchten. Dieses Verfahren entwickelt sich zunehmend zu einem Tool zur Tumorklassifikation und wird hier zukünftig besonders mit Blick auf prognostische und prädiktive Anwendungsmöglichkeiten einen wichtigen Stellenwert einnehmen.“
Studententag: Nachwuchs für das Fachgebiet
Fortschritt braucht neue Ideen. Aus Ideen entstehen Innovationen, und diese Innovationen tragen maßgeblich zu einer modernen Versorgung von Patient*innen mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen bei. Die deutschsprachigen Fachgesellschaften sind dem medizinischen Fortschritt und der Förderung des wissenschaftlichen und ärztlichen Nachwuchses verpflichtet. Daher findet im Rahmen der Jahrestagung am Samstag, 8. Oktober 2022 erneut ein Studententag statt. „Auf dem Studententag geben Spezialistinnen und Spezialisten unseres Fachgebiets Einblicke in ihr Arbeitsfeld sowie Anregungen zur individuellen Berufs- und Karriereplanung. In Fachvorträgen können Studierende mit den Expertinnen und Experten über die aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen in der Diagnostik und Therapie von Blut- und Krebserkrankungen diskutieren“, so Prof. Dr. med. Wolfgang Hilbe, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) und Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung am Wilhelminenspital in Wien.
Pflegekongress: Moderne Krebsmedizin ist interprofessionell
Vor dem Hintergrund der Vielzahl neu zugelassener Arzneimittel in der Hämatologie und Onkologie – und hier auch besonders mit Blick auf die Applikationsformen der Medikamente – kommt Pflegenden eine besondere Bedeutung zu. So wird u. a. sowohl die orale als auch die subkutane Verabreichung von Arzneimitteln im Rahmen der Delegation ärztlicher Leistungen vermehrt von Pflegenden über-nommen. Hier bedarf es einer fundierten Kenntnis nicht nur der Wirkungsweise der entsprechenden Arzneimittel, sondern auch ein genaues Wissen über mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen sowie das Management unerwünschter Wirkungen. Im Rahmen des Pflegekongresses, der am Samstag, 8. Oktober 2022 stattfindet, werden diese Themen in Fachvorträgen, Diskussionen und interdisziplinären Sitzungen diskutiert. Weitere Schwerpunkte sind u. a. Patientenadhärenz, die Nutzung digitaler Tools zum Beispiel im Rahmen von Patient Reported Outcomes (PRO) oder die Integration von Tätigkeiten im multiprofessionellen Team.
Ausführliche Informationen unter: https://www.jahrestagung-haematologie-onkologie.com/
Über die DGHO
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. besteht seit über 80 Jahren und hat heute mehr als 3.800 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, mit der Erstellung der Onkopedia-Leitlinien, mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesund-heitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patient*innen im Fachgebiet.
Über die OeGHO
Die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie hat sich zum Ziel gesetzt, die Betreuung von Patient*innen österreichweit an den höchsten Standard heranzuführen. Die OeGHO zählt als Fachgesellschaft aktuell ca. 830 Mitglieder, von denen ein Großteil Fachärzt*innen für Innere Medizin mit Additivfach Hämatologie und Internistischer Onkologie sind. Neben der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzt*innen sowie Pflegekräften, der Festlegung von Standards für die Facharztausbildung und Ausbildungsstätten und der Erarbeitung von Leitlinien will die OeGHO die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen allen an der Krebstherapie Beteiligten und die Forschung auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie aktiv fördern.
Über die SGMO
Die Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie (SGMO) vereinigt als medizinische Fachgesellschaft Ärzt*innen, die auf die Erforschung, Diagnose und Behandlung bösartiger solider Tumoren und hämato-onkologischer Erkrankungen spezialisiert sind. Seit der Gründung der SGMO im Jahre 1999 hat ihre Mitgliederzahl stetig zugenommen und erreicht heute 404 ordentliche und außerordentliche Mitglieder. Die SGMO vertritt die standespolitischen Interessen der medizinischen Onkolog*innen und setzt sich für Forschung, Weiter- und Fortbildung ein.
Über die SGH
Die Schweizerische Gesellschaft für Hämatologie (SGH) ist die medizinische Fachgesellschaft der Ärzt*innen mit dem Facharzttitel Hämatologie. Sie hat folgende Zielsetzungen: Die Förderung der Hämatologie in der Schweiz, die Forschungs-förderung, die Weiter- und Fortbildung und die Wahrung der beruflichen Interessen der Hämatolog*innen in der Schweiz sowie die Förderung der Kollegialität unter den Mitgliedern. Die SGH zählt 331 Mitglieder.
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