Neue S3-Leitlinie zum Multiplen Myelom
„Nachdem in den 90er Jahren mit der autologen Stammzelltransplantation erstmals eine wirksame Therapie für das Multiple Myelom eingeführt wurde, hat sich die Behandlungssituation seit der Jahrtausendwende tiefgreifend verändert“, betont Leitlinienkoordinator Prof. Christof Scheid vom Universitätsklinikum Köln. So wurden neue Medikamentengruppen zugelassen, die in verschiedenen Kombinationen zur Therapie eingesetzt werden können. Zeitgleich sind die Anforderungen an die Diagnostik gestiegen, beispielsweise zur frühzeitigen Detektion eines Rezidivs aber auch zum Erkennen von Organkomplikationen – wie etwa Nierenerkrankungen – die bei einem Multiplen Myelom auftreten können. „Mit der S3-Leitlinie soll daher das Wissen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Multiplen Myeloms gebündelt und die fachübergreifende Betreuung, etwa durch Schmerztherapie, körperliches Training oder Rehabilitationsmaßnahmen, verbessert werden“, so Scheid.
Das Multiple Myelom zählt zu den seltenen Krebserkrankungen. Im Jahr 2018 erkrankten laut dem Robert Koch-Institut 2.810 Frauen und 3.540 Männer neu an dieser Krebsart, wobei meist ältere Personen betroffen sind. Die 5-Jahres-Überlebensrate ist niedrig, sie liegt bei 54 Prozent (bei Frauen), bzw. bei 56 Prozent (bei Männern). Oftmals sind die Symptome unspezifisch. Betroffene klagen etwa über Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Infektneigungen.
Die Erkrankung wird meist medikamentös behandelt. Zum Einsatz kann etwa eine Hochdosischemotherapie mit nachfolgender autologen oder allogenen Stammzelltherapie kommen. Bei der autologen Stammzelltherapie werden dem Betroffenen vor der Chemotherapie Stammzellen entnommen und im Anschluss wieder transplantiert. Bei der allogenen Stammzelltransplantation erhalten Erkrankte die Stammzellen eines passenden Spenders. Können Patient*innen aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes keine Stammzellentherapie erhalten, stehen ihnen Kombinationstherapien mit verschiedenen Wirkstoffen zur Verfügung, wie etwa Proteasomeninhibitoren und molekulare Antikörper. Auch eine Strahlentherapie kann zum Einsatz kommen, beispielsweise zur Schmerzbehandlung oder zur Verhinderung von Knochenbrüchen.
Die S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder Multiplen Myelom“ ist auf dieser Webseite abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/multiples-myelom/
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 31 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V.
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. besteht seit über 80 Jahren und hat heute mehr als 3.800 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement u. a. in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, dem Onkopedia-Projekt (auch als App für Android und iOS verfügbar), mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesundheitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patient*innen im Fachgebiet. In mehr als 30 themenzentrierten Arbeitskreisen engagieren sich die Mitglieder für die Weiterentwicklung der Hämatologie und der Medizinischen Onkologie. Informationen unter: www.dgho.de
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