Historische Forschungsstelle

Die Historische Forschungsstelle wurde Ende Oktober 2021 mit dem Eintritt in den Ruhestand von Herrn Prof. Dr. Peter Voswinckel geschlossen. Alle Bücher und auch Vorträge, die seit 2012 entstanden sind, können Sie auf unserer Website www.dgho.de lesen und hören sowie die Bücher kostenfrei bestellen.

Wenn Sie die Arbeit zur Aufarbeitung der Geschichte der DGHO mit einer Spende unterstützen möchten, überweisen Sie diese bitte unter Angabe des Verwendungszwecks „Historische Forschungsstelle“, auf das folgende Konto: DGHO e.V. • Kreditinstitut: Postbank Karlsruhe • IBAN: DE33 6601 0075 0138 2327 54 • BIC: PBNKDEFF

 

Bücher zur Geschichte

Zur Geschichte unseres Faches und zur Geschichte der DGHO sind inzwischen einige Bücher erschienen. Gern können diese auch in der Geschäftstelle der DGHO bestellt werden.

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Ernst von Leyden (2019)

Loebel

Dr. Josef Löbel (2018)

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Fundstücke aus dem DGHO-Archiv (2017)

Meyer

Das verschüttete Antlitz des Generalsekretärs (2015)

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Erinnerungsort Krebsbaracke (2014)

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75 Jahre DGHO (2012)

 

Deckblatt

50 Jahre DGHO (1987)

Epochen der Geschichte - Ehemalige Vorstände


Prof. Dr. med. Lorenz Trümper
Geschäftsführender Vorsitzender 2020-2021

PD Dr. med. Ingo Tamm
Mitglied im Vorstand 2020-2021

Prof. Dr. med. Michael Hallek
Geschäftsführender Vorsitzender 2018-2019

Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer
Geschäftsführender Vorsitzender 2016-2017

Prof. Dr. med. Diana Lüftner
Mitglied im Vorstand 2016-2019

Prof. Dr. med. Florian Weißinger
Mitglied im Vorstand 2016-2019

Prof. Dr. med. Mathias Freund
Geschäftsführender Vorsitzender 2012-2015

Dr. med. Friedrich Overkamp
Vorsitzender 2006-2012

Prof. Dr. med. Gerhard Ehninger
Geschäftsführender Vorsitzender 2004-2012

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Grafik Stand 2012, aus dem Buch zum 75-jährigen Jubiläum der DGHO

Porträts von Czerny und Werlhof

Prof. Dr. Vincenz Czerny

Prof. Dr. Vincenz CzernyProf. Dr. Vincenz Czerny (1842-1916) studierte in Prag und Wien Medizin. Seine berufliche Wirkungsstätte wurde Heidelberg. 1877 übernahm er dort den Lehrstuhl für Chirurgie und die Direktion der chirurgischen Klinik, welche anfänglich circa 120 Betten hatte und unter Czerny wesentlich an Größe und Bedeutung wuchs. Er strebte für Krebspatienten eine eigene Heil- und Pflegestätte und damit einhergehend die Gründung eines wissenschaftlichen Forschungsinstituts an, um die unterschiedlichen Krebsarten gezielter erforschen zu können. Trotz anfänglicher Widerstände konnte das „Institut für Experimentelle Krebsforschung" am 25. September 1906 gegründet werden. Dieses Institut, welches heute als Vorläufer des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gilt, bestand aus einer Heil- und Pflegeanstalt mit der Bezeichnung „Samariterhaus" und zwei wissenschaftlichen Abteilungen. Mit der Idee, Grundlagenforschung und Klinik in einer Institution zu vereinigen, legte Czerny den Grundstein für den Forschungsbereich der experimentellen Krebsforschung.

Auf Initiative des heutigen DGHO-Ehrenmitglieds Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. Theodor Fliedner wurde 1979 der Czerny-Preis der DGHO geschaffen, da Czerny „den interdisziplinären Charakter des Faches Onkologie als einer der ersten erkannt und die für die Onkologie so befruchtende Zusammenarbeit zwischen der operativen Medizin, der Strahlentherapie und der Inneren Medizin gefördert und realisiert hat (so auch § 1 der Satzung über den Czerny-Preis).

Die Familie Czerny übergab aus diesem Anlass der DGHO ein Portrait von Vincenz Czerny aus dem Jahre 1912. Lange Zeit befand sich dieses Bild im Schloss Reisensburg, dem Wissenschaftszentrum der Universität Ulm. 2006 wurde es der DGHO übereignet.

Dr. Paul Gottlieb Werlhof

Dr. Paul Gottlieb WerlhofWerlhof studierte an der Universität Helmstedt Medizin. Nach seinem Studium zog er 1721 nach Peine und arbeitet dort für vier Jahre als praktischer Arzt. 1723 erwarb er den Doktortitel an der Universität in Helmstedt.

1725 zog Werlhof nach Hannover. Seine Fähigkeiten als Arzt verschafften ihm bald große Anerkennung. Er hatte eine außerordentlich hohe Zahl an Patienten, auch aus höheren gesellschaftlichen Kreisen, und wurde einer der bekanntesten Ärzte seiner Zeit in Europa, der sogar aus Moskau und Rom konsultiert wurde. 1740 wurde er königlicher Leibarzt. Die Einladung auf eine Professur in Helmstedt lehnte er ab und blieb bis zu seinem Tod in Hannover.

Werlhof war nicht nur ein begnadeter Arzt, sondern ein hervorragender Poet. Er schrieb Gedichte und Hymnen.

Nach Werlhof ist die Idiopathische Thrombozytopenie als Morbus Werlhof benannt.

(Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Paul Gottlieb Werlhof aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.)

Beitrag: Der „Fall Czerny“ 1911

Für das Mitgliederrundschreiben 02/2020 hat Prof. Peter Voswinckel, Leiter der Historischen Forschungsstelle der DGHO, seinen Geschichtsvortrag zum „Fall Czerny“ ausgearbeitet, der ursprünglich auf der Frühjahrstagung 2020 gehalten werden sollte. Darin präsentiert er seine originellen Funde zu Vincenz Czerny, dem Namensgeber des Vincenz-Czerny-Preises, unter dem Titel „Mut und Zivilcourage bei der Überwindung von Fehlentwicklungen“. Aus aktuellem Anlass umschreibt er seine Ausführungen als subjektive „Überlegungen eines Historikers auf dem Wege zur ‚neuen Normalität‘ 2020“.
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Nachlässe

Myeloblasten-Erstbeschreibung und Besuch bei Paul Ehrlich 1907 - Akquisitionen für das DGHO-Archiv aus dem Nachlass von Otto Naegeli

Auf der Rückreise von einem Besuch in Leysin – jenem medizinhistorisch so bedeutsamen Ort der frühen Tuberkulosebehandlung in 1.400 m Höhe („Heliotherapie“) – nahm Dr. Voswinckel mehrere Forschungs- und Interviewtermine längs des Genfer Sees sowie in Basel und Freiburg wahr.
Die erste Station führte ihn zu Docteur Martin Eugster-Besson (Jg. 1941), einem Enkel des großen Schweizer Hämatologen Otto Naegeli (1871-1938), dessen Lehrbuch „Blutkrankheiten und Blutdiagnostik“ zwischen 1908 und 1931 fünf Auflagen erlebte und weit verbreitet war. 1937 – im Gründungsjahr der DGHO – hatte der damalige Vorstand den Züricher Ordinarius zum Ehrenpräsidenten ernannt, obwohl Naegeli damals schon im Gipsbett lag und nicht mehr an der ersten „Internationalen Hämatologentagung“ im Mai 1937 in Münster teilnehmen konnte.
 
Seine älteste Tochter Charlotte (1904- 1991) – zuletzt seine Privatsekretärin – heiratete den Arzt Jakob Eugster; deren Sohn Martin praktizierte in La Tour de Peilz und unterhält seit dreißig Jahren ein traumhaftes Domizil direkt am Ufer des Genfer Sees nahe Montreux. Dort konnte Voswinckel zwei Tage lang die nachgelassenen Papiere durchsehen und einige hämatologische „Preziosen“ mit nach Berlin nehmen. Die Fotos freilich, die Voswinckel bei dieser Gelegenheit aufnahm, u. a. die Bronze-Büste von Otto Naegeli, fielen einem Diebstahl zum Opfer: die Digitalkamera mitsamt Stativ und 200 gespeicherten Bildern wurde beim Gedränge im Intercity entwendet!

Zu den Kostbarkeiten für das DGHO-Archiv gehört ein Separatum von 1900 aus der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, in dem Naegeli erstmals die Bezeichnung „Myeloblast“ einführte und damit eine klare Unterscheidung dieser granulafreien Knochenmarkselemente von den Lymphozyten herbeiführte. (Paul Ehrlich hatte soeben Dank seiner Färbemethoden die körnchenhaltigen von den körnchenfreien weißen Knochenmarkszellen abgegrenzt; Pappenheim hatte diese ovalen Gebilde noch den Lymphozyten zugeordnet.) Im Falle einer Leukämie konnte Naegeli die Myeloblasten auch im Blut nachweisen und stellte verwundert fest: „Ich treffe sie bei jeder myelogenen Leukämie, besonders in den späteren Stadien, wo sie geradezu die Mehrzahl der weißen Blutzellen ausmachen können, so dass es fast unbegreiflich erscheint, wie sie bisher der Beobachtung sich fast entzogen haben.“

Von einer Begegnung mit Paul Ehrlich kündet ein Brief Naegelis von April 1907, als der 35-jährige Privatdozent aus Zürich am Wiesbadener Internistenkongress teilnahm und bei Ehrlich in Frankfurt vorstellig wurde (s. Abb. 2). An anderer Stelle finden die typischen Sorgen des Nachwuchswissenschaftlers ihren Ausdruck, etwa wenn er in Berichten an seine Frau die Berufskollegen Revue passieren lässt: der eine [ST AEHELIN] „macht sehr entschieden auf Carriière und wird für mich ein gefährlicher Concurrent. Lehrtalent, Vortragsgabe hat er sicher keine.“; ein anderer [HIS] ist „unausstehlich und kindisch im Benehmen“. „Ein alter feiner Mensch“ hingegen ist Lichtheim. Von Pappenheim „wollen viele Hämatologen absolut nichts wissen, besonders die Freiburger“ und GRAWITZ „sei ein ganz veralteter Herr, mit dem nicht mehr ernstlich zu rechnen sei.“ Hingegen sei der hochverehrte Berner Internist Hermann SAHLI persönlich an ihn herangetreten und habe seinen [Naegelis] jüngsten Artikel ausdrücklich gelobt; ja, Sahli habe ihm sogar ein Buch mit der Dedikation „freundschaftlich“ zukommen lassen!
 
1912 erhielt Naegeli einen Ruf nach Tübingen, bevor er 1918 den Lehrstuhl für Innere Medizin in Zürich besetzte. Nachdem der gleichaltrige Artur Pappenheim im Ersten Weltkrieg seiner Fleckfieberinfektion erlegen war – Naegeli trug zu dieser Zeit die Uniform eines deutschen Offiziers! – übernahm Otto Naegeli ab 1919 die Herausgabe der internationalen Zeitschrift „Folia haematologica“ und führte sie zusammen mit dem Berliner Hämatologen Hans Hirschfeld und dem Amerikaner Hal Downey bis zu seinem Tode 1938. Zum Bedauern von Dr. Voswinckel enthielten die von ihm eingesehen Aktenschuber keinerlei Schriftwechsel aus den dreißiger Jahren, insbesondere aus der Zeit vor dem „Machtwechsel“ 1938 – als nämlich Viktor Schilling nach dem Tode Naegelis im März 1938 die Schriftleitung der Folia haematologica an sich riss und dabei Hans Hirschfeld aus dem Amt stieß. Zweifellos hatte sich Schilling die internationale Reputation Naegelis zu Nutze gemacht, als er den schwerkranken Nestor 1937 zum Ehrenpräsidenten ernannt hatte. Ob dieser tatsächlich „auf dem Sterbebett“ die Nachfolge an Schilling übergeben habe, wie Schilling nach dem Kriege behauptete, bleibt ein Desiderat der DGHOGeschichte. Fakt ist, dass der Nachlass von Hal Downey in Amerika ein verzweifeltes Hilfegesuch von Hans Hirschfeld vom 9.11.1938 (!) aufweist, in dem dieser seinen amerikanischen Herausgeber-Kollegen (vergeblich) um Vermittlung einer Arbeitsmöglichkeit in den USA bat. Was wusste Otto Naegeli von den Vorgängen in Deutschland?
 
Im Unterschied zu den wohlgeordneten Professoren-Nachlässen in Amerika ist der Nachlass von Otto Naegeli weit über die Familie verstreut: Wie Voswinckel jetzt erfahren musste, gibt es noch ein halbes Dutzend Naegeli-Enkel. Die Nachforschungen gehen weiter!

 

Gründungskongress 1937

Sitzungsbericht der1. Internationalen Hämatologischen Tagung 1937.jpgHier können Sie den Sitzungsbericht der 1. Internationalen Hämatologischen Tagung in Münster-Pyrmont vom 8. bis 15. Mai 1937 einsehen.
Sitzungsbericht (8 MB)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ehrenurkunden

Beide waren bei der DGHO-Gründung 1937 dabei: Viktor Schilling, damals Ordinarius in Münster, als Vorsitzender und der 26 Jahre jüngere Ludwig Heilmeyer, damals Privatdozent und Oberarzt in Jena, als Mitglied des Beirats. Beide wurden später Ehrenpräsidenten der DGHO und beide waren zweifellos herausragende Persönlichkeiten. An Selbstbewusstsein hatte es ihnen zu keinem Zeitpunkt gemangelt, verkörperten sie doch auf ihre Weise die alte Ordinarienherrlichkeit: bollerig-autoritär der eine, dynamisch und auf Außenwirkung bedacht der andere. Antipoden nicht nur im Charakter sondern auch im Führungsanspruch innerhalb der deutschen Hämatologie nach dem Kriege und nach der Aufspaltung in Ost und West. Beide leisteten Großes für unser Fach. Vieles von dem, was im klinischen Alltag selbstverständliche Routine ist, haben sie in jahrelanger mühevoller Arbeit erprobt und aufgebaut, man denke etwa an das Differentialblutbild oder die zuverlässige Hb-Bestimmung. Ihr politisches Erbe ist nicht unumstritten und gibt den Nachgeborenen bis heute manche Nuss zu knacken. Doch ihre Strahlkraft in der Wissenschaft hält unvermindert an; erst jüngst (2006) erhielt das neue Comprehensive Cancer Center in Freiburg den Namen „Ludwig-Heilmeyer Tumorzentrum“. Und während die Bezeichnungen „Schillingallee“ (in Rostock) oder „Schilling- Medaille“ heute eher an vergangene Glorie der DDR-Zeit erinnern, so ziert die „Ludwig-Heilmeyer-Medaille“ bis heute die Besten auf dem Felde der Inneren Medizin. Seit Mai dieses Jahres schmücken die Ehrenurkunden der beiden Pioniere das Entree unseres Berliner Hauptstadtbüros, aufgespürt von unserem unermüdlichen Archivar Dr. Voswinckel. Den Leihgebern sei gedankt (Frau Bast, Graal-Müritz; Frau Schäfer-Heilmeyer, Freiburg).
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Urkunde zur
Ernennung zum
Ehrenpräsidenten
vom 15. Oktober 1965
für Ludwig Heilmeyer
(1899-1969)
 

 

 

 

 

 

 

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Urkunde zur
Ernennung zum
Ehrenpräsidenten
vom 28. April 1960
für Viktor Schilling
(1883-1960)