Zur Jahrestagung in Wien 2018: Buch über Dr. Löbel
Dr. med. Josef Löbel war kein Onkologe und auch kein Hämatologe. Aber als damals sehr bekannter Medizinjournalist, Kurarzt und Schriftsteller begleitete er die junge Disziplin der „Krebsforschung“, als sie sich in Berlin, Heidelberg und Frankfurt gerade zu formieren begann und dabei stets den Angriffen von Chirurgen und Gynäkologen ausgesetzt sah. Löbels populärmedizinische Bücher wurden in 16 (!) Sprachen übersetzt.
Sein Ziel war es, die rasanten wissenschaftlichen Fortschritte (Bakteriologie/Salvarsan); Diabetes/Insulin; Hormontherapie etc.) verständlich zu machen, und das in einer heiteren Form, „die belehrt, indem sie unterhält.“ Dr. Löbel, der während der Sommermonate in Franzensbad praktizierte und im Winter als Schriftsteller in Berlin lebte, war mit vielen Dichtern und Künstlern befreundet; Thomas Mann schätzte seine Bücher und charakterisierte ihn als einen „heiteren Menschenfreund“; Joseph Roth verewigte ihn in seinem Roman Radetzkymarsch, indem er die Figur des Dr. Skowronnek nach Löbels Vorbild formte. Nach dem Krieg geriet Löbel in Vergessenheit. Als jüdischer deutsch-Böhme österreichischer Nationalität, später tschechischer Staatsbürger und in Berlin ansässiger und 1933 vertriebener Arztschriftsteller fiel er durch alle Netze der Erinnerung hindurch: niemand fühlte sich zuständig. Erst sechs Jahrzehnte später offenbarte eine Spurensuche seinen Suizid in Prag 1942.
Anlässlich der Jahrestagung in Wien 2018 übernahm der Vorstand der DGHO quasi eine Patenschaft für Dr. Löbel und machte sich für die Erstellung eine Biographie stark. Herausgekommen ist eine reich bebilderte und spannende Dokumentation mit ca. 230 Abbildungen, Dokumenten und Faksimiles. Beigegeben ist auch das Kongress-Grußwort des 92-jährigen Löbel Neffen aus Wien/New York, der 1938 mit einem Kindertransport von Wien nach England entkam.
Das Buch ist wieder verfügbar und kostenlos zu beziehen im Hauptstadtbüro der DGHO.
Download als kostenlose elektronische Ausgabe über das ZB Med-Publikationsportal PUBLISSO:
Weitere Artikel dazu:
Peter Voswinckel:
Dr. Josef Löbel (1882-1942), Franzensbad/Berlin. Botschafter eines heiteren deutschen Medizin-Feuilletons in Wien - Berlin - Prag.
DGHO: Berlin 2018, XXII, 178 S.
ISBN 978-3-9818079-4-3