Erinnerungsort Krebsbaracke

Peter Voswinckel: Klarstellungen um das erste interdisziplinäre Krebsforschungsinstitut in Deutschland (Berlin, Charité)

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Pünktlich zur DGHO-Jahrestagung in Hamburg im Oktober 2014 erschien der reich bebilderte Band „Erinnerungsort Krebsbaracke“, ein „erstaunliches Buch“, so der Berliner Medizinhistoriker Udo Schagen in einem ersten Kommentar. Auf der Folie des weithin bekannten Benn-Gedichts „Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke“ (1912) dokumentiert Peter Voswinckel die Geschichte der realen Krebsbaracke an der Charité in Berlin, erbaut 1903, aus dem das erste interdisziplinäre Krebsinstitut in Deutschland erwuchs. Bis 1933 erlangte es weltweiten Bekanntheitsgrad, wie die Analyse der internationale Kongressszene eindrücklich beweist.  Wegen seiner überwiegend jüdischen Mitarbeiter wurde dieses Institut im Nationalsozialismus zerschlagen; nach dem Krieg fristeten die Baracken in der DDR ein kümmerliches Dasein als FDJ-Büro und Patientenbibliothek. Ihr Abriss erfolgte 1996 – unbemerkt von der Öffentlichkeit. Während in Westdeutschland die Bennsche Krebsbaracke unzählige Künstler, Musiker, Maler (u.a. Georg Baselitz!) und Literaten inspirierte, versandete die Erinnerung an das historische Krebsinstitut und dessen einst renommierten Pioniere im Dunkeln des Verschweigens und Vergessens.

Für dieses schwarze Loch reklamiert Voswinckel einen elffachen „Erinnerungsort“ und präsentiert ebenso überraschende wie erschütternde Fotos und Dokumente. Die Schicksale der vertriebenen Mitarbeiter sind akribisch ermittelt, wobei die lebendigen Kontakte zu Enkeln und Urenkeln geradezu als Modell einer verantworteten Erinnerungsarbeit betrachtet werden können.

Als christlichen Gegenpol zu dem Bennschen Nihilismus offeriert Voswinckel im Anhang seines Buches Textzeugnisse des bekannten Priester-Schriftstellers Carl Sonnenschein, der in den zwanziger Jahren als Seelsorger die Krebsbaracken besuchte.

Ferner findet der Leser im Anhang die Erstveröffentlichung eines Exil-Theaterstücks von Hugo Döblin, in dem das Scheitern der jüdischen Assimilation am Beispiel eines jüdischen Krebsforschers dramatisch in Szene zu setzen versucht wurde.


Das Buch ist wieder verfügbar und kostenlos zu beziehen im Hauptstadtbüro der DGHO:

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Peter Voswinckel: Erinnerungsort Krebsbaracke. Klarstellungen um das erste interdisziplinäre Krebsforschungsinstitut in Deutschland (Berlin, Charité). DGHO Berlin 2014, VIII, 190 S., 211 Ill. 
ISBN 978-3-9816354-2-3